Kreis Lörrach Zustimmung mit Bauchgrimmen

Adrian Steineck
So soll der Neubau des Landratsamts einmal aussehen. In den sieben Stockwerken wird Raum für 280 Mitarbeiter geschaffen. (Visualisierung) Foto: zVg/K9 Architekten

Kreistag: Neubau des Landratsamts wird abgesegnet. Kritik an Steigerung der Kosten um elf Millionen.

Kreis Lörrach - Für lebhafte Diskussionen sorgte in der jüngsten Sitzung des Kreistags der geplante Neubau des Landratsamts. Dieser soll statt 20 Millionen Euro jetzt knapp 32 Millionen kosten. Das siebengeschossige Gebäude soll auf 8000 Quadratmetern Grundfläche Platz für 280 Mitarbeiter bieten.

Finanzdezernent Alexander Willi legte dar, dass diese Verteuerung in erster Linie durch die offene Gestaltung des Gebäudes, das vom Freiburger Architektenbüro K9 entworfen wurde, entstanden sei. Die offene Bürolandschaft sei zwar teurer in der Ausführung, rechne sich aber langfristig.

Entscheidend ist laut Willi die Frage, wie der Landratsamt-Neubau so gestaltet werden kann, dass er den modernen Anforderungen genügt. Das soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass sich in jedem der sieben Stockwerke ein Empfang für die Bürger befindet. Zudem sollen die bisherigen Einzelbüros durch die erwähnte offene Bürolandschaft mit größerer Flexibilität ersetzt werden. Der Finanzdezernent wies auch darauf hin, dass im Neubau die besonders publikumsintensiven Bereiche ausgelagert werden sollen.

Bernd Martin (Grüne) erinnerte daran, dass noch im vergangenen Jahr von 20 Millionen Baukosten ausgegangen worden sei. Er regte in diesem Zusammenhang an, dass das Projekt noch einmal geprüft werden solle, um ähnliche Preissteigerungen bei zukünftigen Bauvorhaben zu vermeiden: „Wir sollten aus den hier gemachten Fehlern lernen.“

Klaus Eberhardt (SPD) meinte, er könne sich sogar noch an eine Schätzung von 14,8 Millionen Euro erinnern. Er fühle ein gewisses Unbehagen wegen der Machtlosigkeit der Kreisräte bei der Kostenreduzierung.

Dass man mit vorläufigen Schätzungen vorsichtig sein müsse, gab Paul Renz (CDU) zu bedenken: „Die bisher genannten 20 Millionen stammen aus einer anderen Zeit.“

Wolfgang Roth-Greiner (FDP) erinnerte daran, dass im Lenkungskreis der Wille zum Sparen durchaus vorhanden war. Das hätte aber nur durch den Verzicht auf ein Stockwerk oder die Reduzierung der geplanten Parkplätze von derzeit 81 auf 64 oder gar 50 erreicht werden können. Beides sei wenig sinnvoll gewesen.

Notwendigkeit außer Frage

Gerhard Zickenheiner (Grüne) mahnte an, dass so nicht mit der Öffentlichkeit umgegangen werden könne: „Wir diskutieren hier im Gremium ausgiebig über 500 000 Euro für die Sprachförderung und geben dann mal ebenso elf Millionen zusätzlich für ein Bauprojekt aus.“ Allerdings wisse er wohl, dass Baukosten nicht einfach in den Griff zu bekommen seien, meinte der Architekt. Aber: „Bei keinem anderen Haushaltspunkt könnten wir uns solche Abweichungen erlauben.“

Ulrich May (Freie Wähler/Unabhängige) wollte wissen, ob es beim Architektenwettbewerb eine Kostengrenze gegeben hat. Finanzdezernent Willi legte in diesem Zusammenhang dar, dass die Kosten pro Arbeitsplatz sich beim Landratsamt nicht sehr von denen der bisherigen Gebäude unterscheiden. Bei den ursprünglichen Berechnungen sei der Kreis von 230 Mitarbeitern und 6000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche ausgegangen, jetzt wurde diese Annahme auf 280 Mitarbeiter und 8000 Quadratmeter Fläche korrigiert, was Kosten von 113 000 Euro pro Arbeitsplatz bedeute. Bei Landkreis-Gebäuden, welche 2014 und 2017 eingeweiht wurden, habe man bei 110000 Euro pro Arbeitsplatz gelegen. Bruno Schmidt (CDU) brachte den allgemeinen Tenor auf den Punkt: „Der Landratsamt-Neubau ist notwendig – aber so?“

Der von der Verwaltung vorgelegten Entwurfsplanung sowie der Kostenberechnung in Höhe von knapp 32 Millionen Euro stimmte der Kreistag schließlich bei 15 Gegenstimmen und vier Enthaltungen zu. Ein Antrag der SPD-Fraktion, die Tiefgarage zu verkleinern und dadurch bis zu 500 000 Euro einzusparen, wurde mit 29 Gegenstimmen, 18 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen abgewiesen.

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