Kreiskrankenhaus 19 Ärzte auf dem Absprung

Die Oberbadische , aktualisiert am 22.12.2022 - 17:26 Uhr
Nicht mehr viel überig bliebe nach der Umstrukturierung vom Schopfheimer Krankenhaus. Zahlreiche Mitarbeiter wollen nun Konsequenzen ziehen. Foto: Bertsch

Klinikumstrukturierung: Ärzte-Team der Inneren Medizin droht mit Kündigung / Chirurgie stellt sich hinter Pläne der Klinikleitung

Die Ereignisse rund um die geplante Umstrukturierung des Kreiskrankenhauses und die massiven Einschnitte am hiesigen Standort spitzen sich zu: 19   Ärzte des Schopfheimer Krankenhauses   –  die komplette Ärzteschaft der Inneren Medizin –    bereiten ihre Kündigung vor.  Derweil signalisiert die Chirurgie ihr Einvernehmen mit der Neuordnung.  

Von Anja Bertsch

Schopfheim.  Von den Kündigungsplänen setzten die   Ärzte der „Inneren“ die   Geschäftsführung am Mittwoch    schriftlich in Kenntnis. Als Grund  wird die  „untragbare Kommunikation, der respektlose Umgang  mit den ärztlichen MitarbeiterInnen ...   durch die gesamte Geschäftsführung“ genannt.    

Die Abteilung soll – ebenso wie die bislang hier ansässigen Teile der Chirurgie –    in Schopfheim aufgelöst und zum größten Teil nach Rheinfelden verlagert werden. 

In einer Betriebsversammlung war die Belegschaft vor Ort am Dienstag erstmals direkt über die Pläne informiert worden. Zur Klärung freilich konnte die Veranstaltung offenbar  nichts beitragen: „Die zur Verschiebemasse degradierten Mitarbeiter werden uns in Scharen wegrennen“, so die Befürchtung, die  aus dem Kreis der Belegschaft unmittelbar nach der Betriebsversammlung formuliert wurde – und in den nun angekündigten Kündigungen  womöglich wahr werden.

Ärzte befürchten negative Folgen bei Notfällen 

In einem zweiten Schreiben erläutern die Ärzte  ausführlich, welche  Konsequenzen der Schließung sie fürchten. Großes Thema dabei  sind drohende Einschnitte bei Notfällen. Die  Hilfsfristen des Rettungsdiensts etwa würden sich deutlich  verlängern, wenn künftig nur noch zwei  anstelle von drei  Notaufnahmen im Landkreis verfügbar seien. Und  auch die   Notarztabdeckung am Standort Schopfheim sei nicht mehr gewährleistet, sobald die Internisten, die derzeit den Notarzt stellten, weg sind.  „Schopfheim verfügt dann über keinerlei medizinische Notfallversorgung mehr“, schreiben die Ärzte.

Es sei keineswegs so, dass sich die Ärzte grundsätzlich gegen Umstrukturierungsmaßnahmen sperrten, heißt es weiter – „die Art der Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation ist unprofessionell und Mitarbeiter-verachtend“.   Diese würden vor vollendete Tatsachen gestellt und nicht  in die Überlegungen mit einbezogen.

Chirurgie stellt sich hinter  Pläne der Klinikleitung

Unterdessen gibt im  Schopfheimer Krankenhaus  allerdings auch Befürworter  der Umstrukturierung: „Mein  ganzes Team – sieben Ärzte, Pflegekräfte und Verwaltung – steht komplett hinter den Plänen“,  erklärt Andreas Rudolph, Leiter der Klinik für Plastische, Hand- und Fußchirurgie   im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation sind umgehend Maßnahmen notwendig, die einschneidende Veränderungen mit sich bringen.“ 

„Wir alle lieben den Standort Schopfheim“, führt Rudolph in einer Mitteilung weiter aus – bei der Einordnung der Pläne  jedoch müssten  „nicht emotionale, sondern rationale Erwägungen im Vordergrund stehen“. Und da könne es angesichts der wirtschaftlichen Situation kein „Weiter so“ geben.  Statt dessen nötig sei die Konzentration von Leistungen, die bislang über die Standorte verteilt  sind –   „im Vorgriff auf das neue Klinikum, mit dem dies sowieso kommen wird.“  Der Standort Schopfheim biete die Möglichkeiten dafür aufgrund seiner Größe leider  nicht.

Klinik: „Notfallversorgung bleibt unberührt“

Die Klinikleitung betont in einer  Pressemitteilung ebenfalls  erneut die Notwendigkeit  der Änderungen. „Dadurch entstehen Synergieeffekte, die sich positiv auf die Stellenschlüssel, die Qualität der Patientenversorgung  auswirken“, heißt es. „Die Notfallversorgung bleibt von der Umstrukturierung unberührt“, betonen  die Klinken ausdrücklich:   Der Notarztstandort bleibe in Schopfheim im bisherigen Umfang erhalten. Schwere Notfälle  würden „wie bereits seit vielen Jahren im Kreiskrankenhaus Lörrach versorgt, wo die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.“ 

Die Kliniken räumen ein, dass die Neuerung   eine Kraftanstrengung bedeute – „dies ist uns sehr bewusst“. Dennoch führe kein Weg daran vorbei. 

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