Kretschmann im Windpark Zeller Blauen Starker Rückenwind aus Stuttgart

Petra Pflüger
Hoher Besuch in Ried: (von links) Grünen-Landtagsabgeordneter Josha Frey, Landrätin Marion Dammann, CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller, Winfried Kretschmann und Bürgermeister Gerd Schönbett.Petra Pflüger Foto: Petra Pflüger /Petra Pflüger

Auf dem Zeller Blauen ist ein Windpark mit bis zu neun Windrädern geplant, Baubeginn soll 2025 sein. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach in Ried von einem zweiten kräftigen Aufschwung für Windkraftanlagen im Land.

Auf dem Zeller Blauen ist ein Windpark mit bis zu neun Windrädern geplant, Baubeginn soll 2025 sein. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach in Ried von einem zweiten kräftigen Aufschwung für Windkraftanlagen im Land.

Starken Rückenwind haben die Kommune Kleines Wiesental und damit auch Bürgermeister Gerd Schönbett am Mittwoch vom Ministerpräsidenten persönlich erhalten. „Wir brauchen Tempo, wir arbeiten gegen die Zeit“, so Winfried Kretschmann bei seinem Besuch bei der Kapelle in Ried. Angesichts des Klimawandels sei der Ausbau der Windenergie, darunter auch der geplante Windpark Zeller Blauen, unabdingbar.

Sonja Eiche vom Verein Erneuerbare Energien wartet schon lange vor Ankunft des prominenten Besuchs vor der Kapelle. Während einige Rieder Bürger Blumen und Gießwasser auf den angrenzenden Friedhof bringen, checkt Revierleiter Ralf Ühlin mit seinen Mitarbeitern in Uniform vom Schopfheimer Polizeirevier die Lage. Die ist entspannt.

In der Kapelle in Ried: (von links) Winfried Kretschmann, Tobias Tusch, Frank Holfert, Gerd Schönbett, Marion Dammann und Peter Palme. Foto: Petra Pflüger

„Zivilisiert streiten“

Einige Vertreter der Bürgerinitiative Schwarzwald Gegenwind haben sich auf einem Privatgrundstück an der Zufahrt zur Kapelle positioniert – mit hinein dürfen sie nicht. „Wir sind nicht gegen Windkraft per se“, beteuert ein Akteur. Doch auf den Schwarzwaldhöhen machten sie keinen Sinn, es gehe um die Verhältnismäßigkeit.

Dass in einer Demokratie gestritten werden muss, man gegen Windkraft eingestellt sein könne, werde nicht bezweifelt, betont wenig später Winfried Kretschmann, doch der Streit müsse „zivilisiert“ ablaufen und die Entscheidung der Verfassungsorgane respektiert werden. An diesem Mittwoch verläuft alles friedlich.

Anerkennung für Arbeit zugunsten der Windkraft

Kurz zuvor war die kleine Kolonne schwarzer Wagen mit Stuttgarter Kennzeichen vor der malerisch gelegenen Rieder Kapelle vorgefahren. Kretschmann steigt aus dem Auto und wird von Landrätin Marion Dammann begrüßt, die auf dem Plateau freundlich auf den „Platz an der Sonne“ hinweist. Landtagsabgeordnete sind vor Ort und die Bürgermeister Schönbett und Peter Palme (Zell). „Es ist uns eine große Ehre, dass Sie da sind“, sagt Gerd Schönbett. Den Besuch Kretschmanns betrachte er als Anerkennung für die Arbeit zugunsten der Windkraft.

Will keine Windräder auf dem Zeller Blauen: die Initiative Schwarzwald Gegenwind. Foto: Petra Pflüger

„Es ist schon 12 Uhr“

Es gehe nicht mehr darum, ob Windkraft umgesetzt werde oder nicht. „Die Frage ist entschieden“, gibt Kretschmann das Ziel der Landesregierung vor. „Ob wir Windkraft wollen oder nicht, darüber diskutieren wir jetzt nicht.“ Windkraft liege im überregionalen Interesse und auch im Sicherheitsinteresse der Bundesrepublik. Streiten könne man höchstens darüber, wo die Windräder stehen. Dafür gebe es Verfahrensprozesse. „Aber dass wir Windräder aufstellen, ist entschieden.“

„Hochphase für die Windkraft“

Kretschmann berichtet von einer Hochphase, einem zweiten großen Schub, den die Windkraft nach Verzögerungen im Ländle derzeit erfahre. Unterstützend – auch beim lokalen Projekt – wirke hier die EU-Energienotfallverordnung, die schnelleres Bauen ermögliche.

Es gelte, die Verfahren zu verkürzen, aber die Bürger mitzunehmen, sagt auch Landrätin Dammann. Bis 2040 wolle der Landkreis Lörrach klimaneutral sein – es sei nicht fünf vor zwölf, sondern schon zwölf.

Strom für 30 000 Haushalte

Tobias Tusch, Geschäftsführer des Windkraftbereichs bei den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), und Frank Holfert, Projektleiter von Alterric, skizzieren kurz das Vorhaben, das, einmal realisiert, 30 000 Haushalte mit Strom versorgen soll. Bei der Verwirklichung gelte der Grundsatz der Eingriffsminimierung. Es würden moderne Anlagen verbaut, die zugegeben lang seien, aber im Verhältnis zur Leistung nur moderat höher als herkömmliche Windkrafträder. Wenn es einmal Alternativen zur Windkraft gebe, könnten die Windräder wieder abgebaut werden, betont Kretschmann – Atomkraft jedenfalls sei für Kinder und Enkel sicherlich keine Alternative.

„Angriffe unterhalb der Gürtellinie“

Peter Palme berichtet Kretschmann von den Anfeindungen gegen Gerd Schönbett. Was der erleben müsse, sei „unterhalb der Gürtellinie“. Es habe „Beschimpfungen, Beleidigungen, körperliche Angriffe, Bedrängungen und Sachbeschädigungen am Fahrzeug“ gegeben. Es dürften nicht die Lautstarken dominieren, es gehe um die Argumente, bekommt Schönbett Rückendeckung vom Landeschef. Kulturlandschaften hätten sich immer verändert, so Kretschmann. Im übrigen erfahre die Windkraft in jüngster Zeit einen wachsenden Zuspruch.

„Wir unterstützen Sie“

Die Windkraft sei beschlossen, bekräftigt auch der Kleinwiesentäler Bürgermeister Schönbett, doch das sei noch nicht bei allen Bürgern angekommen. Man müsse Akzeptanz schaffen, dem massiven Widerstand der Windkraftgegner entgegentreten. Doch kleineren Kommunen fehlten hier die Mittel. Der Ministerpräsident sieht das genauso und verspricht: „Wir unterstützen Sie dabei gerne.“

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