Zu den Vernehmungen des Tatverdächtigen wurden keine weiteren Einzelheiten bekannt. Schon am Donnerstag hatte sich A. nach Angaben von Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) nicht geäußert, so dass man keine Rückschlüsse auf sein Motiv habe ziehen können. Daran änderte sich - soweit bekannt - auch am Freitag nichts.
Verteidigung schließt terroristisches Motiv aus
Der Verteidiger des Mannes schloss indes ein terroristisches Motiv seines Mandanten aus. "Ich gehe sicher davon aus, dass er kein politisches oder religiöses oder terroristisches Motiv in sich trägt", sagte Rechtsanwalt Björn Seelbach der Deutschen Presse-Agentur. Für möglich halte er hingegen, dass der 33-Jährige bei der Tat wütend und außer sich war. Er könne auch psychisch krank sein oder unter dem Einfluss von Drogen gestanden haben.
Unterdessen traf Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien am Freitag mit Schülern und Lehrern der Gewerblichen Schule der Stadt Neumünster zusammen, die auch die beiden Todesopfer aus dem Zug, eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger, besucht hatten. Dabei habe sie "ein allgemeines Gefühl der Angst und der Verunsicherung" wahrgenommen, sagte die CDU-Politikerin im Anschluss.
Sie habe sich aber davon überzeugen können, dass es an der Schule ein sehr gutes Kriseninterventionsteam gebe. Die gesamte Schulgemeinschaft, das gesamte Kollegium arbeitet nach Priens Angaben das Verbrechen gemeinsam mit der Klasse, in der die getötete Schülerin ging, und der Klasse des getöteten Jungen auf. "Aber auch die anderen Schülerinnen und Schüler sind natürlich betroffen davon, dass auf einer Bahnstrecke, die sie täglich benutzen, ein solches Verbrechen geschehen konnte." Da sei viel zu tun.
In der Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Brokstedt fand eine Andacht für die Opfer statt, zu der sich laut Beobachtern rund 500 Menschen in und vor der Kirche versammelten. Auch Schleswig-Holsteins stellvertretende Ministerpräsidentin und Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) kamen.