Krise in der Kirche Pfarrerin Christine Würzberg legt Stellen in Schönau und Todtnau nieder

Verena Wehrle
Pfarrerin Christine Würzberg wird die Kirchengemeinden Schönau und Todtnau Ende Juli verlassen. Foto: MT-Archiv

Die evangelische Pfarrerin Christine Würzberg gibt zum 31. Juli ihre Pfarrstellen in Schönau und Todtnau auf. Grund ist vor allem die angespannte Lage in Todtnau.

Schon länger kriselt es in den evangelischen Kirchengemeinden Schönau und Todtnau. Erst im November war der Kirchengemeinderat Schönau nach mehreren Konflikten zurückgetreten. Damals hatte Pfarrerin Christine Würzberg im Gespräch mit unserer Zeitung die Hoffnung geäußert, in einem wieder konfliktfreien Umfeld mit altem Schwung weiterarbeiten zu können. Sie wollte wieder auftanken. Und dann? Nach dem Rücktritt der Schönauer wollte sie zumindest mit dem Todtnauer Gremium neu starten, wie sie nun im Gespräch sagt. Doch alles kam anders als erwartet.

Von übler Nachrede gehört

Auch in Todtnau aber hätten sich dann Schwierigkeiten ergeben: sie habe Gegenwind bis hin zu Missgunst und Machenschaften erfahren. Ihr sei sogar ein Fall von übler Nachrede zu Ohren gekommen, wie sie sagt. Ihr Entschluss, die Pfarrstellen in Schönau und Todtnau aufzugeben, war gefallen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Würzberg, dass ihr Weggang nichts mit den bisherigen Vorfällen in Schönau zu tun habe und auch, dass sie niemanden persönlich angreifen will. „Für mich war einfach klar, dass ich der Gemeinde nicht mehr gerecht werden kann, da ich zu belastet bin durch die ganzen Umstände“, so Würzberg. Was ihr besonders wichtig ist: „Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt – aber nicht wegen der Gemeinde.“ Ganz im Gegenteil: Sie betont mehrmals den Rückhalt, den sie von den Gemeinden erfahren habe. Als Pfarrerin sei sie beliebt gewesen, habe von der Gemeinde positives Feedback erfahren. Aber: Es gebe eben auch viele Neider.

Christine Würzberg wird ab August keine Gottesdienste mehr in der evangelischen Bergkirche Schönau mehr halten. Foto: MT-Archiv

„Im Moment kann ich noch erhobenen Hauptes gehen, ich habe einen guten Ruf, einen großen Fanclub, besser ich jetzt gehe, bevor mir das kaputt gemacht wird.“

Viele Leute seien entsetzt, dass sie nun geht. Auch der katholische Pfarrer Helmut Löffler habe geschockt reagiert – auch über die Umstände – und ihr „segensreiches Wirken“ betont.

Die erste Pfarrstelle

Die Religionslehrerin wechselte 2021 von Rastatt in den Pfarrdienst nach Schönau. Dafür wurde sie vom Regierungspräsidium quasi an die Landeskirche ausgeliehen – für fünf Jahre. Bisher war sie nur Pfarrerin im Schuldienst gewesen und hatte sich in ihrer Beamtenlaufbahn bis zur Oberstudienrätin weitergebildet. Es sei ihr eigener Wunsch gewesen, ihre erste Pfarrstelle im Südschwarzwald anzutreten und eigentlich dort bis zum Ruhestand zu bleiben. Die Kinder waren groß, neue Aufgaben aufregend. „Es waren echt gute und erfüllende vier Jahre, die gezeigt haben: Ich kann Gemeinde“, blickt sie zufrieden zurück.

Viel Neues ausprobiert

Ihre neuen Formate wie die Punkrock- oder Familiengottesdienste seien gut angekommen und auch in der Jugendarbeit sei sie sehr engagiert gewesen. „Ich habe viel Neues ausprobiert und frischen Wind reingebracht“, erzählt die 61-Jährige.

Und dennoch sei es von Anfang an schwierig gewesen, da sie zwei sich feindlich gesinnten Kirchengemeinderäten gegenüber stand und so zwischen den beiden Gemeinden Schönau und Todtnau hin und her gerissen gewesen sei.

Sie unterrichtet wieder mehr

Der Wunsch des Schulleiters der Gewerbeschule Schopfheim, wo sie aktuell für sechs Stunden Religion unterrichtet, kam da wie gerufen. Er wollte sie ganz an seiner Schule haben und hat sie dann vom Regierungspräsidium angefordert. Würzberg bat also um Aufhebung der „Ausleihe“ an die Landeskirche. Somit freut sie sich nun auf die neue Aufgabe, ab dem nächsten Schuljahr mit vollem Deputat in Schopfheim zu unterrichten und blickt positiv nach vorne.

Auch wenn Dekanin Bärbel Schäfer sich einen offiziellen Verabschiedungsgottesdienst gewünscht hätte, Würzberg wollte diesen nicht. „Ich zelebriere meinen Abschied so wie ich es brauche.“ Ihre zwei beliebten Handpuppen „Papperlapapp und Madame Schlamassel“werden sich im Familiengottesdienst am Sonntag, 1. Juni, von den Kindern verabschieden. Offizielles möchte Würzberg nicht.

Und wie geht es in den Gemeinden weiter?

In Schönau wird ein Gremium aus dem Bezirkskirchenrat weiterhin kommissarisch den Kirchengemeinderat stellen – bis zur Neuwahl am 1. Advent. Geschäftsführender Pfarrer ist Martin Rathgeber. Es sei angedacht, dass er auch in Todtnau die Verwaltung übernehme. Die Pfarrstellen selbst blieben jedoch vakant. Wer diese übernimmt sei noch unklar, so Würzberg.

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