Kultur Basler Leckerli

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Lesung: Schweizer Kolumnist -minu las aus seinem ersten Roman „Die rosa Seekuh“ in der Arena

Von Jürgen Scharf

Riehen. „Ihnen ist doch klar, dass ich kein Schriftsteller bin. Ich bin ein Schreiber, ein Kolumnist“. Das sagt -minu, der bekannte Schweizer Journalist und Verfasser einer seit 35 Jahren bestehenden Klatschspalte, in sympathischem Understatement. -minu ist ein Basler Phänomen.

Sein erster Roman mit dem skurrilen Titel „Die rosa Seekuh“ – die Erklärung für diesen Titel ist nicht unbedingt jugendfrei – mischt Erfundenes und viele autobiografische Momente. Er ist auch ein Zeitbild der 50er Jahre, in denen sein Protagonist Andrea heranwächst.

Das Publikum, das den Autor von zahllosen Zeitungsglossen und Geschichten kennt, aber auch als Koch, der einige Kochbücher und Rezepte herausgegeben hat, bekam bei der Buchvorstellung am Mittwochabend in der Literaturinitiative Arena im Kellertheater Riehen ganz besondere Basler Leckerli geboten. Es durfte in ein Leben eintauchen, das rosig begonnen hat: „Ich kam rosa zur Welt. Frischgeborene Buben wurden rosa verpackt, Mädchen himmelblau“ – in seiner Stadt war das andersrum als gewohnt.

Der Roman ist ein „Mümpfeli“ der literarischen Art. -minu wollte einfach einmal aus dem „täglichen Kolumnentrott“ ausbrechen. Die vielen Kapitel könnte man als Ansammlung einzelner Episoden sehen. Der 72-Jährige, mit bürgerlichem Namen Hanspeter Hammel, wäre nicht der Experte der „Traderaklatsch“-Spalten, der wöchentlich ein Tagebuch in Glossenform schreibt, wenn er an dem Abend nicht auch frisch und frei von der Leber weg, ohne Scheuklappen, von sich, seiner Familie, seiner Kindheit, seinen Eltern und seinem Schwulsein erzählen würde.

Neben dem privaten Schlüssellochblick plauderte der schräge und bunte Spaltenschreiber, der gern Verrücktes in die Tasten haut, aus dem Nähkästchen des erfahrenen Journalisten. Er hat die erste Journalistenschule in der Schweiz besucht – und das „ohne Matur“. Aber er hatte als junger Mensch schon immer gern Geschichten erfunden und geschrieben, und so avancierte er zu einem der ersten Klatschreporter.

-minu alias „Tante Elsa“ legt Klatsch-Opfern Pointen in den Mund

-minu alias „Tante Elsa“ besuchte jede Vernissage, wurde zu jedem Cocktail, jedem runden Geburtstag von Promis, jeder Modenschau eingeladen. Er hasste das. Er sah sich nicht als Klatschschreiber oder als Salonlöwe in der „Küsschen! Küsschen!“-Gesellschaft, war er doch ein notorischer Nichttrinker in der Prosecco-Welt. Seinen „Klatsch-Opfern“ legte er witzige Pointen in den Mund, natürlich frei erfunden. So konnte er auch mal „Galliges und Giftiges“ aus sich raus lassen.

Zwar hat -minu schon einige Bücher herausgebracht, aber das waren gesammelte Texte, einen Roman hat er noch nie geschrieben. Aber der Romanautor kann den Glossenschreiber nicht verleugnen. In den autobiografischen wie den fiktiven Passagen entdeckt man kleine Geschichten aus dem Alltag mit spitzer Feder und einem originellen Humor aufgezeichnet. Lustige Sätze wie „Mein Vater mischte die Frauenwelt auf – so wie ein Veganer den Salat“. Ein herrlich komisch-schiefes Bild, wie auch, dass „Don Juan neben ihm ein Tiefkühl-Hecht“ war.

Schwulsein war für -minu nie ein Thema. Schon im Schultheater musste er deswegen Frauenhauptrollen spielen. Mit 17 hat er sich in seinen Chemielehrer verknallt. Die Schule habe das nicht sehr gern gesehen, und die Stimmung in der Lehrerschaft sei nicht sehr positiv gewesen. Die Eltern selber hätten ein „wildes Leben“ geführt. Der Vater brachte ständig Frauen heim, was die Mutter tolerierte. Dafür war sie eine erfolgreiche Börsenspekulantin. Als Achtjähriger wollte -minu ins Kinderballett im alten Stadttheater – hatte er doch eine Opposition gegen Sport. Stattdessen ging er lieber ins Theater.

Seit längerem wohnt -minu acht Monate im Jahr auf einer Insel in Italien, die restliche Zeit verbringt er in Basel. Seit über 50 Jahren lebt er mit seinem inzwischen 85-jährigen Partner zusammen. -minus Leben und seine Familiengeschichte würden selber Stoff für lokalen Klatsch und Tratsch der Boulevardpresse liefern. Kein Wunder also, dass dieser geborene „Schriiber“ als „Urmutter der schweizerischen Kolumnen“ gilt.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading