Kultur Basler Sinfonieorchester brilliert im Lörracher Burghof

Jürgen Scharf
Geigentalent Raphael Nussbaumer, Dirigent Ivor Bolton und das Basler Sinfonieorchester waren bei Mozart ein gutes Team. Foto: Jürgen Scharf

Der schweizerische Geiger Raphael Nussbaumer und das Basler Sinfonieorchester unter Ivor Bolton boten im Lörracher Burghof reines Mozart-Glück.

Nicht leicht, Mozart zu spielen. Schon gar nicht einen so leichtfüßigen und quicklebendigen, einen Mozart mit so viel Elan, Esprit und Eleganz. Dieser Mozart des jungen Geigers Raphael Nussbaumer strotzt förmlich vor Jugendlichkeit und unverbrauchter Frische.

Publikum ist hingerissen

Der „Wundergeiger“, der dem Wunderkindalter längst entwachsen ist, hat als Solist beim Konzert des Basler Sinfonieorchesters am Sonntag im Burghof restlos überzeugt. Der erst 18-Jährige meistert die Herausforderung, Mozarts A-Dur-Violinkonzert KV 219 zu spielen, so souverän, so gänzlich unprätentiös, musikalisch so erstaunlich reif, mit empfindsamem Naturell und für sein Alter sehr reflektiert, dass das Publikum im ausverkauften Saal hingerissen ist.

Was macht nun Nussbaumers Spiel aus? Es ist zum einen der schlanke, jugendliche Geigenton, hell, klar und direkt anspringend, zum anderen sein geigentechnisches Vermögen, seine natürliche Musikalität und Stilsicherheit, sein Gefühl für die Klanggestaltung und seine interpretatorische Bescheidenheit bei allem großen Können.

Dieser junge Mann in der goldfarbenen Hemdjacke – schon optisch ein Blickfang – spielt dieses anspruchsvolle, technisch herausfordernde Werk ohne ersichtliche Mühe, völlig unangestrengt, beweglich, detailgenau und glockenrein in den Kadenzen.

Schweizerische Talent

Dieses schweizerische Nachwuchstalent hat das Mozart-Konzert verinnerlicht, das hört man. Vor allem im zweiten Satz, den Raphael Nussbaumer mit sensiblem Ton aushorcht, und in den rasanteren Ecksätzen, bis hin in das „alla turca“-Finale. Sein Ton hat auch in der Höhe keinerlei Härte, und er punktet in dem höchst originellen und voller Überraschungen steckenden Schlusssatz - wo die tiefen Streicher mit Schlagen und Peitschen (col legno-Spiel) den Effekt noch verstärken.

Schwierige Solopartie

Noch-Chefdirigent Ivor Bolton führt seinen jungen Solisten sehr sicher durch diese schwierige Solopartie und unterstreicht mit seinem agilen Dirigat und seiner freundlichen Zugewandtheit zu dem jungen Musiker die Frische dieser Mozart-Interpretation, auf der kein Staubkörnchen mehr bleibt. Der jugendliche Übermut, das immer noch Jungenhafte bei diesem empfindsamen Spielertyp, die verblüffende Leichtigkeit, mit der Nussbaumer den Bogen führt, zeigt sich auch in seiner virtuosen Solozugabe, Fritz Kreislers Recitativo und Scherzo-Caprice. Da hörte man also einen jungen Geiger von Ausnahmerang, der das Zeug zu einem ganz Großen hat.

Das in Lörrach bestens eingeführte Sinfonieorchester aus Basel brachte im zweiten Teil noch ein erfreulich unkonventionelles Repertoire mit: Bizets reizende Petite Suite („Jeux d’enfants“), ein Kleinod mit einem süßen Marsch, einem Schlaflied für die Puppe, einem unsteten Kreisel und einem Galopp.

Hübsche Kinderspiele, ein kleines Werk, das außerhalb Frankreichs nicht ganz ernst genommen wird, aber doch lohnenswert ist mit charmanten Miniaturen, Bildern und Charakteren, die Bolton und die Basler schön getroffen haben, duftig, mit Temperament, Witz und Geist.

Mit lockerer Brillanz

Auch Prokofjews heute bekanntestes Werk, die muntere „Symphonie classique“, tönt unter Boltons Händen (ohne Taktstock) quirlig, tänzerisch-leicht, kapriziös, plastisch als Remake der Wiener Klassik. Das Orchester vom Rheinknie präsentiert diese „Klassische“ locker und mit trockener Brillanz. Ein schöner Konzertabend, der draußen vor dem Burghof bei Glühwein an der Feuerschale ausklingt.

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