Der 1942 verstorbene deutsch-russische Künstler Walter Spies hat das Bild der Insel Bali als irdisches Paradies geprägt und wird dort bis heute als Identitätsstifter geschätzt. Eine szenische Installation in Basel lässt dessen Geist wieder aufleben.
Der Tourismus kann viel zerstören. Diesen Aspekt greift Michael Schindhelm auf: mittels begehbarer Installation.
Der 1942 verstorbene deutsch-russische Künstler Walter Spies hat das Bild der Insel Bali als irdisches Paradies geprägt und wird dort bis heute als Identitätsstifter geschätzt. Eine szenische Installation in Basel lässt dessen Geist wieder aufleben.
In der Installation in den Ausstellungsräumen der Kulturstiftung Basel H. Geiger mit dem Titel „Roots“ führt der Autor, Filmemacher und Kunstkurator Michael Schindhelm ein verlassenes und etwas verwahrlostes Hotel. Über die Lobby mit einer Art Rezeption und plakativen Anklagen über das „Sold Out“ der Insel Bali gelangt man über einen langen Flur in verschiedene Zimmer. Am Ende des Flurs sticht ein poppiges Porträt von David Bowie ins Auge, der mit seinen vier Armen quasi zur Götterfigur wird.
Bowie hielt sich wie Yoko Ono, Mick Jagger und weitere Prominenten gerne auf Bali auf. Genauer in der Villa Iseh im Inselinnern. Sie war einst Zufluchtsort für den einflussreichen Wahl-Balinesen Walter Spies (1895 - 1942) und wird bis heute als Gästehaus genutzt. Gemalt hat Bowie der balinesische Grafiker und Künstler Gus Dark.
Von ihm und von seinem Künstlerkollegen Made Bayak sind viele weitere Bilder, Installationen und bitterböse Karikaturen zu sehen. In ihnen wird die Tradition Balis unter dem Joch der globalen Moderne und der brutalen Vergangenheit mit dem Massaker von 1965 und 1966 dargestellt.
Im Zentrum des Ausstellungsparcours, den der Autor, Dokumentarfilmer und Kunstkurator Michael Schindhelm zusammengestellt hat, steht Spies. Es handelt sich um eine ausgesprochen schillernde Figur, die trotz ihrer Freundschaft mit herausragenden Künstlerpersönlichkeiten von Otto Dix über Friedrich Murnau bis Charlie Chaplin im Westen kaum bekannt ist, auf Bali aber bei der einheimischen Bevölkerung hohes Ansehen genießt.
Spies illustrierte als Maler und Musiker die paradiesische Schönheit der Insel. Leider sind in der Basler Ausstellung nur Reproduktionen und keine Originalwerke zu sehen, die sich fast ausschließlich in Privatbesitz befinden, wie Schindhelm sagt.
Die Ausstellung beleuchtet in verschiedenen Stationen mit szenischen Installationen und Filmsequenzen aus dem Geist von Spies heraus die Diskrepanz der Folgen seines Schaffens auf Bali. Er trug maßgeblich zum Ruhm der Insel als irdisches Paradies bei, prägte die einheimische Kultur auf der Insel mit, gleichzeitig trug er damit auch Mitverantwortung für den zerstörerischen Massentourismus.
Schindhelm hat die Ausstellung in mehreren Bali-Reisen konzipiert und auch einen Dokumentarfilm zum Thema gedreht. Am 12. Oktober wird in der SRF-Sendung „Sternstunde Kunst“ eine Kurzversion des Films zu sehen sein. Darin wird die Geschichte zum Teil auf traditionell-tänzerische Weise nachempfunden. Damit nimmt Schindhelm eine Idee auf, die Spies 1932 in das damals höchst erfolgreiche Dokumentarfilmdrama „Insel der Dämonen“ hat einfließen lassen.
Die Ausstellung „Roots“ in den Ausstellungsräumen der Kulturstiftung Basel H. Geiger ist bis zum 17. November zu sehen.