Kultur Buchvorstellung mit Monika Helfer

Jürgen Scharf
Monika Helfer liest. Foto:  

Hebelpreisträgerin Monika Helfer las im Hebelsaal aus ihrem Familienroman. Die Erzählung „Die Bagage“ schöpft aus Erinnerungen.

Sie liest etwas monoton, ohne Betonung. Aber das könnte auch ein innerer Kommentar der Autorin zu dem erzählten familieninternen Geschehen sein, denn dieses tonlose Sprechen passt zu dem nüchtern-unpathetischen Erzählstil von Monika Helfer. Die österreichische Hebelpreisträgerin las auf Einladung des Hebelbundes im Dreiländermuseum am Sonntag aus zwei biografischen Romanen ihrer Familientrilogie.

Trilogie abgerundet

Während sie am Vorabend der Preisverleihung im Hebelhaus Hausen im Mai vergangenen Jahres aus ihrem Roman „Löwenherz“ vortrug, dem dritten und letzten Teil dieser berührenden Familiengeschichte, rundete sich die Trilogie in Lörrach mit den beiden ersten Bänden.

„Die Bagage“

Der erste Roman „Die Bagage“ hat viel positive Resonanz in der Literaturszene gefunden und nahm auch den größten Raum bei dieser Lesung ein.

Nach einer kurzen Begrüßung steigt die aus Vorarlberg stammende 75-jährige Autorin gleich mit dem Anfang des Romans ein. Wir lernen Maria und ihren Mann Josef kennen. Das Ganze spielt zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Eine attraktive Frau

Maria Moosbrugger ist nicht nur Bäuerin in einem österreichischen Bergdorf, sondern eine außergewöhnlich attraktive Frau. Schönheit ist aber verhängnisvoll, denn als Josef, auch ein fesches Mannsbild, aber eher schweigsam, als Soldat eingezogen wird, macht sich der Bürgermeister, der eigentlich auf Maria „aufpassen“ soll, an die Frau heran. Er schmeichelt sich mit Lebensmitteln ein. Maria muss diesen Mann in seine Schranken weisen, sie kann es mithilfe des jungen Lorenz, der ihn mit dem Gewehr aus dem Haus jagt.

Familiäres Gepäck

Allein schon diese Passagen zeigten, dass die Literatin viel an familiärem Gepäck mit sich herumschleppt und erzählt, was man in der Familie weiß und was sich so zugetragen hat. Maria ist Monika Helfers Großmutter und Lorenz der Bruder ihrer Mutter in dieser spannenden, aber doch leicht dahin erzählten Autofiktion, deren Sprache an die der Dörfler angelehnt ist.

Literarische Einführung

Volker Habermaier, langjähriges Mitglied der Preisjury des Hebelpreises und Präsident des Lörracher Hebelbundes, meinte in seiner literarisch gespickten Einführung, dass Monika Helfer die Figuren nicht als Typen, sondern als Menschen vorstelle, deren Leben und Schicksal vergegenwärtige, zwar sparsam beschreibe, eher skizziere, aber mit reduzierten sprachlichen Mitteln große Anschaulichkeit schaffe.

„So knapp, wie die Menschen des Bregenzerwalds sprechen, so knapp hält es auch die Autorin“, so Habermaier, der von Mitgefühl, Miterleben und Mitleiden bei dieser Familiensaga sprach, die auch ein Herkunftsroman der Schriftstellerin ist.

Lücke geschlossen

Die Lücke zwischen den Großeltern und ihrer Mutter Margarete schloss Monika Helfer mit dem Buch „Vati“, aus dem sie einige kurze Passagen aus dem Umkreis des Lebens ihres Vaters vorträgt und von den Büchern in der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen redet, von Armut und beengtem Dasein, und die Zeit beschreibt, die nach der „Bagage“ folgt. Die Zuhörer erlebten, wie sich hier Erinnerungen zu spannender Literatur verdichten.

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