Noch heute ist Goethes „Faust“ ein vom breiten Publikum gefragtes Stück Weltliteratur. Es bereicherte die deutsche Sprache wie die Bibelübersetzung Martin Luthers. Die Neuinszenierung greift mit Unterstützung von Florian Volkmann die Musikalität von Goethes Sprache auf: Das „normale“ Spiel wird stellenweisen zu betont rhythmischem Sprechen bis zu Rap und Gesang erhoben; atmosphärische Klangteppiche erweitern den Hörraum. Die Lebendigkeit der Sprache wird zudem in der Eurythmie sichtbar – Einzelrollen bekommen so einen gesteigerten Ausdruck, und Ensembleszenen vermitteln den Eindruck eines bewegt-wogenden Raumes.
Die Bühnenbilder am Goetheanum waren lange Zeit überwiegend naturalistisch bis geist-realistisch. In Verbindung mit kräftiger, farbiger Beleuchtung wurden intensive Erlebnisräume vermittelt. Nicht zuletzt Walther Roggenkamp hat auf diese Weise die Rezeption von 1978 bis 1999 geprägt. Für die Neuinszenierung entwarf der Bühnenbildner Roy Spahn eine begehbare Skulptur. Die spiralartige Form symbolisiert auf verschiedenen Spielebenen den Lebensweg. Die schlichte Formensprache lässt die Darstellerinnen und Darsteller hervortreten, unterstützt von der Lichtführung Ilja van der Lindens.