Kultur Eleganz und Homogenität

Willi Vogl
Robert Getchell (v.l.), Kathleen Dineen und Simon MacHale begeistern mit Liedern und Balladen aus Irland und Schottland. Foto: Willi Vogl

Stimmen-Festival: Gesangstrio White Raven begeisterte beim ausverkauften Konzert in St. Ottilien.

Lörrach - Einen „besonderen Abend“ durfte man laut Festivalchef Markus Muffler mit White Raven erwarten. Das A-cappella-Gesangstrio White Raven war vergangenen Sonntag unter dem Motto „Celtic Summer Songs“ mit Liedern und Balladen aus Irland und Schottland zu Gast beim Stimmen-Festival. Es entführte das Publikum in der Kirche St. Ottilien mit Liedern und Balladen an die atlantische Küste Irlands und Schottlands. Die kleine Kirche auf dem Tüllinger Berg erwies sich mit ihrer tragfähigen Akustik als idealer Konzertort für die aparte Gesangskunst des Trios.

Die Texte von Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts wie Thomas Moore, William Butler Yeats, Seán O´Casey, James Joyce und Patrick Kavanagh muten in ihrer klanglichen Umsetzung, bedingt durch den Verzicht auf ein Vibrato, mitunter archaisch an und suggerieren in der heutigen Praxis eine mittelalterliche Tradition, die so nie existiert hat. Dennoch verströmt die charakteristische Gesangskunst Irlands und Schottlands einen unwiderstehlichen künstlerischen Reiz, vor allem wenn so exzellente Barden wie die von White Raven in die nostalgische Schatzkiste greifen.

Kathleen Dineen, Sopranistin und Gründerin des Gesangstrios, wuchs im irischen Cork in einer gälisch sprechenden Familie auf und ist seit ihrer Kindheit auch mit der traditionellen unbegleiteten und stark ornamentierten Gesangsform ihres Landes vertraut. Ihre Bearbeitungen von traditionellen Weisen vor allem aus dem 19. Jahrhundert, der Zeit der großen Hungersnöte und Auswanderung nach den USA, sind wirkungsvoll. Sie lassen in der harmonischen Beschränkung auf drei Stimmen nichts an Farbigkeit vermissen.

Ihre Gesangspartner waren der Tenor Robert Getchell und als Gast der Bariton Simon MacHale. Zusätzliche Farbtupfer steuerte Dineen mit Irischer Harfe, Ukulele und einem Handharmonium bei, deren Klänge sich als dezentes wie charakteristisches Pendant zur ätherischen Gesangskultur des Trios gesellten.

Immer wieder wunderschön und traurig erklang da so manches Liebeslied wie Sigerson Cliffords „The boys of Barr na Sráide“ oder Thomas Moores „Silent, O´Moyle“. In der traditionellen gälischen Weise „Bog braon don tseannduinne“ hofft eine junge Frau, dass ihr Liebster aus dem Krieg zurückkommt und wünscht sich, ihm als Vogel entgegenzufliegen. Begleitet von den Borduntönen der Handharmonika wirkten die klagenden Melismen von Dineens glasklarem Sopran eindringlich und mystisch.

Präzision in den Stimmansätzen

Hier, wie vor allem in den a-cappella-Titeln, bestach das Trio durch außerordentliche Präzision in den Stimmansätzen sowie vornehme Eleganz und atemberaubende Homogenität in den vibrato-losen Klangentwicklungen. Solistisch gleichermaßen einnehmend präsentierte Robert Getchell die Geschichte unsterblicher Liebe in „Danny Boy“. Sein großartig schmachtender Tenor wurde dabei von lieblichen Arpeggien auf der Harfe begleitet.

Charakteristisch wie die wunderschön traurigen Liebeslieder sind auch Trinklieder, oder hier besser die Lieder über Betrunkene. Für vornehme Heiterkeit sorgte das Lied „Seven drunken nights“, bei dem der nach Hause kommende Ehemann statt seines Pferdes eine gesattelte Sau vorfindet. Seine Frau teilte ihm daraufhin mit, dass dies ein Geschenk ihrer Mutter sei. Nicht einmal das vermeintliche Baby mit Bart unter dem Bett machte den geprellten Ehemann argwöhnisch. Dezent auseinandergetriftete Stimmen deuteten augenzwinkernd den alkoholbedingten Wahrnehmungsverlust an.

Ausdrucksstark und zauberhaft differenziert

Ausdrucksstark und zauberhaft differenziert erklang am Ende des gedruckten Programms „Fields of Gold“ von Sting, bevor das begeisterte Publikum mit zwei Zugaben in den lauen Sommerabend entlassen wurde.

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