Kultur Filmlexikon erschienen: Die Loren und James Bond in Basel

Jürgen Scharf
Filmszene aus „Sommersprossen“ Foto: Förnbacher Film

Der Rheinfelder Autor Thomas Blubacher hat ein Filmlexikon herausgegeben. Darin finden sich viele lokale Bezüge.

In seinem neuen Filmlexikon „Drehort Schweiz – Filming Locations von Aarau bis Zwieselberg“ verrät Thomas Blubacher nicht nur, wo Sean Connery, Al Pacino, Clint Eastwood, Sophia Loren und Gerard Depardieu vor der Kamera standen. Viel Raum in dem anekdotenreichen, anschaulich-dokumentarischen Kompendium nimmt der Schauplatz Basel ein.

Gangstergeschichte

Mit mehr Basler Lokalkolorit kann kein Film aufwarten als die Gangstermoritat „Sommersprossen“. Es war das Kinodebüt von Helmut Förnbacher, der 1968 die wahre Gangstergeschichte um die Bankräuber Sandweg (den er selber spielte) und Velte verfilmte, die 1934 aus Nazi-Deutschland nach Basel flüchteten. Gedreht wurde nicht nur in und um Basel, sondern auch am Grenzübergang Lörrach-Stetten. Diese „Bonnie und Clyde“-Version vereinte einiges an filmischen Effekten: „Explosionen, Slapstick, blanke Busen, viel Kunstblut und extravagante Einstellungen.“

Filmbegeistert

Der filmbegeisterte Rheinfelder Autor beschreibt kenntnisreich und minutiös in akribischer Recherche Drehorte, signifikante Schauplätzen und Schlüsselszenen der Schweizer Filmgeschichte. Von 5000 Produktionen kommen 500 Filme im Buch vor, Filmklassiker und Blockbuster, Kassenknüller, Kinofilme genauso wie Fernsehserien, Einschaltquotenhits und weniger bekannte oder vergessene Streifen, Musikfilme mit Kultstatus oder historische Stummfilme.

Liebe zum Kino

Wo immer möglich, schildert Blubacher die Kulissen der Spielfilme, Komödien, Actionfilme und Agententhriller detailliert bis zur Angabe der Straße und Hausnummer. Diese Liebe zum Film und zum Kino, zu den „ikonischen Orten der Cinematographie“ spürt man. Das Buch ist eine unterhaltsame Reise zu Drehorten in allen Kantonen und Sprachregionen der Eidgenossenschaft, von Ascona bis zu den Alpen.

James Bond auf Skiern

Der Leser lernt die Locations kennen, an denen ein Wachtmeister Studer und ein Maigret ermitteln oder sich James Bond in seinem legendären Aston Martin am Furkapass und auf Skiern wilde Verfolgungsjagden liefert.

Ein illustres Stelldichein gaben sich Weltstars wie Ava Gardner und Sophia Loren in dem Thriller „Treffpunkt Todesbrücke“ am Basler Bahnhof SBB – ein aus heutiger Sicht aktuell wirkender Katastrophenfilm, in dem es um ein mutierendes Pestbakterium geht.

Agentenstreifen

Vom Lokalhistorischen her ebenso interessant sind die Verfilmungen der Krimis von Hansjörg Schneider, die in Basel spielten. Wer wissen will, in welcher Kneipe der brummelige Kultkommissär Peter Hunkeler eingekehrt ist, der liegt bei Blubacher genau richtig.

Altstadtkulisse Basels

Schon Ingmar Bergman bannte in den Nachkriegsjahren die Stadt am Rheinknie auf Zelluloid. Der Schweizer Frauenschwarm Paul Hubschmid und die spätere 007-Assistentin Karin Dor drehten hier einen Agentenstreifen; sogar die Verfilmung des Kultbuchs „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse lief in der Altstadtkulisse Basels ab, im Kreuzgang des Münsters und im Innenhof des Rathauses.

Eine Leiche am Rheinufer

In einigen Staffeln der TV-Krimiserie „Eurocops“ werden während der Fasnacht am Rheinufer eine Leiche angeschwemmt oder von autonomen Jugendlichen Zootiere frei gelassen, die dann im Tinguely-Brunnen planschen. In einer Folge der Krimiserie „Peter Strohm“ ereignet sich nach einem heißen Autorennen mit Jaguar am Messeplatz der Showdown im Basler Rheinhafen, direkt beim Hafenbecken.

Kamera ab in Tumringen

Doch nicht nur in Basel hieß es „Film ab!“, auch in Zürich, wo der Erfolgsfilm „Die Schweizermacher“ mit Emil Steinberger entstand. Im schweizerischen Laufenburg fanden die Außenaufnahmen für die Verfilmung von Rolf Hochhuths „Eine Liebe in Deutschland“ statt.

Filmteam im Hotel Danner

Hanna Schygulla, die Ikone des deutschen Autorenfilms, ist in dieser wahren tragischen NS-Geschichte über eine verbotene Liebe zu sehen, die sich in Brombach ereignet hat. Regisseur Andrzej Wajda, der nicht am Originalschauplatz, sondern in Tumringen, Eimeldingen, Efringen-Kirchen und wesentliche Szenen in Laufenburg drehte, logierte mit seinem Filmteam 1983 wochenlang im Hotel Danner in Rheinfelden.

Mini-Hollywood

Filmfans erfahren auch, dass es in Münchenstein einmal eine Art Mini-Hollywood gab.

Info

Der Autor,
 Jahrgang 1967, Theaterwissenschaftler, Autor und Regisseur aus Rheinfelden, publizierte zahlreiche Biografien über Künstler und Theaterschaffende. Zuletzt erschienen von ihm „Basels Weltvarieté“, „Letzte Ruhe am Rheinknie“ (2021), „Weimar unter Palmen“ und „Drehort Schweiz“ (beide 2022).

Das Buch
Thomas Blubacher: „Drehort Schweiz – Filming Locations von Aarau bis Zwieselberg“, 384 Seiten, 40 Abbildungen, Register. Verlag Zytglogge, 36 Euro.

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