Den von den Organisatoren vorgegebenen Satz „Kunst kann…“ ergänzte Stephanie Seidlitz so: „begeistern, in Frage gestellt werden, streitbar sein“. In ihrem Atelier im Aichelepark fielen Bilder ihrer Serie „Golden“ ins Auge.
Mehr als 30 Künstler öffneten bei der Nacht der offenen Ateliers ihre Türen. Vier Schülerinnen aus dem Kunstleistungskurs der Gymnasien waren dabei, Stephanie Seidlitz stellte ihr Kunstprojekt mit Künstlicher Intelligenz (KI) vor.
Den von den Organisatoren vorgegebenen Satz „Kunst kann…“ ergänzte Stephanie Seidlitz so: „begeistern, in Frage gestellt werden, streitbar sein“. In ihrem Atelier im Aichelepark fielen Bilder ihrer Serie „Golden“ ins Auge.
Hier hatte sie Fotos, zum Beispiel vom schmelzenden Aletschgletscher, auf Holzplatten mit golden schimmerndem Blattmetall übertragen. Beim Kunstprojekt „Sind wir das wirklich?“ stellte Stephanie Seidlitz einer KI-Software die Fragen: „Wer bin ich? Wer bist du? Wer sind wir alle?“ Ein paar der KI-generierten Bilder, ebenfalls auf Holzplatten mit Blattmetall übertragen, zeigte die Künstlerin bei der Ateliernacht.
Die Frage „Wer sind wir alle?“ hatte die Software mit einer Sammlung von anmutigen und originellen Porträts, aber auch seltsamen Mensch-Tier-Mischwesen beantwortet. Auf die skeptischen Anmerkungen einer Besucherin sagte Seidlitz: „Wenn man sich mit KI beschäftigt, vergeht die Angst“.
Von 17 Uhr bis in die Nacht flanierten Kunstinteressierte zwischen Stetten, Zentrum und Nordstadt von Atelier zu Atelier. Am frühen Abend war Kathrin Messerschmidt, die die Ateliernacht zum dritten Mal organisierte, mit der Resonanz zufrieden. Viele bekannte Gesichter, aber auch neue Besucher hätten bisher vorbeigeschaut. Messerschmidt zeigte auch diesmal ihre Frauenköpfe, die sie aus püriertem und gekochtem Zeitungspapier fertigte. Mit elegant bis fröhlichem Kopfputz und aus sprechenden Augen sahen die Frauen ihr Gegenüber an.
Bei der Künstlerin zu Gast waren die Schülerinnen Julia Schulthess und Miriam Tschöpe. Tschöpe hatte Postkarten mit fein gezeichneten Porträts und T-Shirts mit locker hingeworfenen Pflanzenmotiven gestaltet. Schulthess stellte Fotografien und Acrylgemälde aus sowie Linolschnitte her, die Katzen in Traumlandschaften mit Wasser und Bäumen darstellten: „Ich experimentiere gerne.“ Sie freute sich über das Interesse der Besucher und fiel zwei vorbeischauenden Bekannten glücklich in die Arme. Auch die Schülerinnen Josephine Griep und Viyou präsentierten ihre Kreationen bei der Ateliernacht.
Stephanie Seidlitz und die Schülerinnen nahmen zum ersten Mal an der Ateliernacht teil. Doch auch in Lörrach bekannte Künstler öffneten wieder ihre Ateliers: die Malerin Hanna Benndorf, der Bildhauer Michael Jaks, Fotokünstler Walter Schmitt, die Origamikünstlerin Elke Muche und viele andere. Dabei gab es auch besondere Kleinode zu entdecken. Die Keramikerin Heike Mages hatte im Atelierhaus an der Küpfergasse weiße Porzellantassen ausgestellt, die sie mit Sprüchen in goldener Blindenschrift verziert hatte.
Überall in den Ateliers ergaben sich angeregte Gespräche zwischen Besuchern und Künstlern. Bei der Ateliergemeinschaft „Schönfärberei“ unterhielten sich die Menschen an zwei Feuerschalen im Aichelepark. Er kenne vor allem die Basler Kunstszene mit ihren speziellen Ritualen und sei gegenüber Kunst normalerweise sehr kritisch, erzählte ein Mann. Die Ateliernacht in Lörrach erlebe er ganz anders: hier zählten für ihn viel stärker die Begegnungen.