Von Martina Proprenter
Lörrach. Genretechnisch schwer zu fassen, aber mit jedem Musikstück in perfekter Symbiose mit dem Publikum: Die Editors sind zu Recht bekannt für ihre eindringlichen Auftritte, wie sie bei ihrem ersten Gastspiel beim Stimmenfestival am Freitag auf dem Lörracher Marktplatz bewiesen.

Ruhig, beinahe melancholisch eröffnete Frontmann Tom Smith mit „Cold“ aus dem aktuellen Album. Eine eindrückliche Hymne mit Tiefgang und ein Einstand in eineinhalb Stunden voller progressiv-technoiden Klängen mit teils psychedelischen Elementen.

So weit gefasst der Begriff Indie-Rock mittlerweile definiert wird, inklusive aller Subgenres, so wenig lassen sich die Musiker aus Birmingham in eine Musikecke stecken. New-Wave, Post-Punk oder Rock? Alle Elemente waren vertreten. Ob „Desire“, „Violence“ oder „Love“, alle Gefühle schleuderten die Musiker, allen voran Tom Smith mit tiefem Bariton, dem Publikum mit einer solchen Wucht entgegen, dass die Antwort aus der Menge immer euphorischer wurde. Schreie, Jubel, Pfiffe – unterstrichen von Stroboskop-Licht steigerten sich Musiker und Publikum in eine ganz eigene, mitreißende Stimmung.

Wer mehr Spaß am Auftritt hatte – die Band oder das Publikum – lässt sich nur schwer sagen. „This is wonderful – honestly“, lobte Smith das Publikum mehrfach. Zwar verließ die Band gegen 22.20 Uhr die Bühne, kehrte nach frenetischem Applaus aber direkt für eine Zugabe zurück. Oder besser: für die Wunschvorstellung dessen, was sich das Rock-Herz unter dem Wort vorstellt. Denn mit gleichem Elan wie zuvor spielten die britischen Musiker weitere 25 Minuten ihre besondere Mischung aus elektronischer Musik und unplugged-Elementen.

Sehen statt filmen

Auf den Abend eingestimmt hatten „The Ninth Wave“, eine Indie-Rock-Band aus dem schottischen Glasgow. Mit melancholischem Glam-Noir, passend zur androgynen Aura, brachten die vier Musiker die rund 2000 Besucher in die richtige melancholisch-verträumte Stimmung. Während der immer länger dauernden Pause bis zum Auftritt des Hauptacts, 30 Minuten wurden es schließlich, wurde die Stimmung unruhiger, als Getränke und Snacks geholt und Smalltalk ausgetauscht waren. Genreübergreifend bringt man die Menge am besten mit Abba zum Tanzen, wie sich zeigte.

Stimmen-Organisator Markus Muffler verwies zur Eröffnung zum wiederholten Male auf die Problematik mit nicht-offiziellen Verkaufsstellen. Ein bekanntes Problem, wie er sagte. Denn diese würden verbreiten, dass Konzerte bereits ausverkauft seien und so horrende Aufschläge verlangen. „Das schadet euch, den Künstlern und auch dem Veranstalter“, mahnte er.

Begeisterten Applaus bekam er auch für den Hinweis, das Konzert anzusehen, statt nur das Smartphone zu zücken und zu filmen. „Kurze Filmchen sind aber ok“, so sein Kompromiss, den sich das Publikum auch überwiegend zu Herzen nahm.

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