Kultur Junges Theater

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„Writers Room“ hat Premiere. Foto: Uwe Heinrich

Die neue Koproduktion des jungen theaters basel mit Kaserne und Schauspielhaus Zürich feiert Premiere.

Die große Reithalle der Kaserne liegt zu Beginn der Vorstellung von „Writers Room“ vor uns wie ein leeres Blatt. Noch sind die Zuschauer online und beobachten, wie sich sieben Personen selbst die Aufgabe stellen, ein Gedicht zu schreiben. Sie verfassen nicht zum ersten Mal einen gemeinsamen Text, sind aber überrascht, dass es dieses Mal nicht gelingt. Bei ihrem ersten Treffen im „real life” verfangen sie sich vorerst in Diskussionen über Anonymität und organisatorischen Fragen, bevor sie weitere Schreibversuche starten.

Frage der Individualität

Und derer werden es viele, denn die Zusammenarbeit ist gerade bei einer so individuellen Textart wie einem lyrischen Text sehr herausfordernd. Wie können sie individuell sein und dennoch Teil der Gruppe bleiben? Wie können sie zu sich selbst stehen und trotzdem kollaborieren? Immerhin soll etwas entstehen, wohinter alle stehen können.

Regisseur Sebastian Nübling, Musiker:in Jackie Poloni und Autor Lucien Haug beschäftigen sich in ihrer täglichen Theaterarbeit damit, prozessual und kollaborativ ein Produkt zu kreieren. Dass die neue Inszenierung trotzdem nicht von der Entstehung eines Theaterstückes handelt, sagt schon der Titel „Writers Room“. Sie begeben sich vielmehr mit den Spielern auf die Suche nach Entwicklungsmöglichkeiten für die untrainierten Muskeln des gesellschaftlichen Zusammenhaltes.

Täglich neue Aufgaben

Lucien Haug wird die Schritte zu diesem Theaterabend jede Nacht neu verschriftlichen. Jackie Poloni und Sebastian Nübling entwickeln daraus jeden Tag neue Aufgaben, die eher den Weg ins Zentrum stellen, als das Ergebnis. Bei der Verdeutlichung der eigenen Hervorbringungen den anderen gegenüber, wird jede einzelne auch etwas über sich selbst erfahren und somit in die nächste Runde des Versuchens anders einsteigen, schreiben die Veranstalter. Die Begegnungen im Proberaum lassen das selbstverständliche Löschen aus der digitalen Welt eher zu einem Überschreiben in der alltäglichen Dingwelt werden. Die Suchbewegung des Abends führt vielleicht ins „Filterlose” – ob sich so gut miteinander arbeiten lässt, wird sich herausstellen.

Sebastian Nüblings Inszenierungen am jungen theater basel unterscheiden sich jeweils grundsätzlich. Auch das Publikum des Koproduzenten Kaserne Basel hat in „S A N D“ bereits jugendliche Performer sich durch 40 Tonnen Sand arbeiten sehen. „Sweatshop“ hat den Fast-Fashion-Wahnsinn in einen alptraumhaften Bilderreigen verwandelt und in „born to shine” spielten sich viele Jugendliche aus ihren sozialen Netzwerken zu sozialem Engagement heraus.

Kollektives Schreiben

Lucien Haug hat als Spieler am jungen theater basel angefangen und nach einem Studium des literarischen Schreibens sowohl für Basel als auch für Zürich Theatertexte geschrieben. In Biel unterrichtet er kollektives Schreiben. Für „Writers Room“ legt er keinen Text zum Probenanfang vor, sondern ist täglich auf der Probe und speist sein Schreiben aus den Improvisationen der Spieler. Jackie Poloni hat prägende Erfahrungen mit kollektiven Arbeitsweisen in der bildenden Kunst und Musik gesammelt.

Premiere: Dienstag, 12. November, um 20 Uhr; weitere Vorstellungen am Do 14.11., Fr 15.11., Sa 16.11., Mo 18.11., Di 19.11. und Mi 20.11., 20 Uhr. Empfohlen ab 16 Jahren

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