Kultur Kunst und Design

Jürgen Scharf
Blick in die Ausstellung im Kulturzentrum Le Triangle auf Tapisserien und Bilder von Hans Theo Baumann. Foto: Jürgen Scharf

Die großen Baumann-Retrospektiven zum 100. Geburtstag des Schopfheimer Designers haben begonnen. Das Hüninger Kulturzentrum Le Triangle zeigt ein Spektrum von Porzellan bis Teppichen.

„Ein Grenzgänger zwischen Kunst und Design“. So nannte Philip Rosenthal einmal den Schopfheimer Designer Hans Theo Baumann. Und das kann man gut nachvollziehen bei den im Foyer des Kulturzentrums Le Triangle in Hüningen ausgestellten Arbeiten aus Baumanns früherem Werkstudio. Dabei ist es nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem riesigen Oeuvre.

Vielschichtige Hommage

Da ist es wirklich nötig, dass das Schaffen Baumanns, der am 27. Oktober 100 Jahre alt geworden wäre, an verschiedenen Orten grenzüberschreitend beleuchtet wird. Fünf Häuser und Kulturinstitutionen in Schopfheim, Weil am Rhein und Hüningen beteiligen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten an dieser Hommage an einen der wichtigsten Designer der Nachkriegsgeschichte.

Den Auftakt macht das elsässische Kulturhaus. Es sind Arbeiten aus dem Nachlass und aus Familienbesitz, als Leihgaben von Tochter Luis Lenz zur Verfügung gestellt. Sie hat die Schau zusammen mit ihrem Vorstandskollegen vom Kunstverein Schopfheim, dem Maler Gerit Koglin, arrangiert und aufgebaut.

Wiederkehrende Motive

Die hohen Sichtbetonwände im Entrée eignen sich besonders gut für Großformate und Tapisserien und werden auch für zahlreiche Wandteppiche und einige Acrylgemälde genutzt. Wenn man weiß, dass diese Teppiche von einer Weberin handgeknüpft wurden, bewundert man die Farben- und Formenvielfalt umso mehr.

Zu entdecken sind wiederkehrende Motive, die Baumann immer wieder in verschiedenen Materialien aufgegriffen hat. Zum einen der Baum, der einmal als Lebensbaum mit zwei Gesichtern in der Krone sowie in zwei abstrahierten blauen und gelb-grünen Bäumen in konstruktiv-geometrischen Formen hervortritt. Zum anderen tauchen immer wieder Früchte tragende Frauen auf, sowohl auf Gemälden als auch auf Teppichen, reduziert dargestellt, teils kubistisch wie so vieles in der Gestaltung des Künstlers. Die farbenfrohen Muster der Tapisserien gehen auf die künstlerischen freien Entwürfe Baumanns zurück.

Liegende Frauenakte

Schöne Beispiele für seine künstlerischen Ideen und Umsetzungen sind die liegenden Frauenakte, die blaue (Friedens-)Taube und die farbig lackierte Holzskulptur, die einen stilisierten Baum darstellt.

Dass Baumann ebenso ein hervorragender Exponent in der angewandten Kunst war, belegen seine Auftragsarbeiten wie die über dem Eingangsbereich hängenden universellen Entwürfe für Glasfenster, die er für den Deutschen Pavillon bei der Weltausstellung in Brüssel 1957/58 geschaffen hat. An den neu entwickelten Glastechniken sieht man, dass der Sohn eines Glasmalers ein Pionier im Experimentieren mit dem Werkstoff Glas war.

Glas und Porzellan

Neben solchen Glasarbeiten stellten sich bei Baumann weitere Erfolge im Bereich von Porzellan und Textilien ein. Aus diesem umfangreichen Tätigkeitsfeld werden Werkbeispiele aus industriellen Porzellanserien für bekannte Firmen wie Arzberg, Thomas und Rosenthal ins Licht gerückt.

Luis Lenz hat zudem einige schöne handbemalte Unikate, Majolika, Porzellan- und Keramikplatten, Emailarbeiten auf Edelstahl und Geschenkartikel in Vitrinen ästhetisch dekoriert. In diesen Stücken sieht man nicht nur, dass Baumann von den freien Künsten herkommt, der Malerei, der Bildhauerei, der Innenarchitektur, sondern einen großen Formenreichtum und ein überragendes Formbewusstsein hatte.

In Schopfheim und Weil

„Design hat der Funktion, der Form und einer immer wieder neu zu bestimmenden Ästhetik zu dienen“, das war Baumanns Motto. Was er mit den „feinen, sensiblen Abwägungen von Formen und Farbklängen“ meinte, die sich zu einem Ganzen zusammenfinden, führen diese ausgewählten Objekte exemplarisch vor Augen.

Die noch folgenden Ausstellungen in Schopfheim und Weil haben andere inhaltliche Ausrichtungen und werden weitere Facetten dieses experimentierfreudigen Entwerfers vorstellen. Schopfheim ist als Nächstes dran. Das Museum dort konzentriert sich auf das Design und legt den Fokus auf den Prozess der Entstehung einer Form von der Skizze bis zur Produktion; die Kulturfabrik würdigt hauptsächlich das künstlerische Schaffen.

Textile Entwürfe

Zwei Museen in Weil am Rhein schließen sich im November an. Das Textilmuseum in Friedlingen mit textilen Entwürfen für Irisette und Schiesser; das Museum am Lindenplatz mit dem breitesten Überblick, neben Porzellan und Glas auch Leuchten, Textil und Ikonen des Möbeldesigns.

Man darf gespannt sein, ob auch der weitgehend unbekannt gebliebene erste, futuristisch anmutende Stuhl, den Baumann für Vitra Anfang der 1950er Jahre aus dem damals neuartigen Plexiglas entworfen hat, darunter ist.

Bis 1. Dezember , Di, Do, Fr 13.30-17, Mi 9-12 und 13.30-17 Uhr

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