Kultur Mit Mut zum Unbekannten

Die Oberbadische
Unbekanntes von Schubert spielten das Caravaggio Quartett Basel und der Pianist Vladimir Guryanov.   Foto: Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert I: Schubertiade mit dem Caravaggio-Quartett

Von Jürgen Scharf

Riehen. Es muss nicht immer der bekannte Schubert sein! Das vierte Schubertiade-Konzert in der Reihe „Connaissez-vous“ in der Dorfkirche wurde dem Untertitel „Unbekanntes bekannter Komponisten“ mehr als gerecht.

Das Caravaggio-Quartett Basel, in variierter Besetzung mit Thomas Wicky-Stamm und Sibil Veres (Violinen), Pablo Salva Peralta (Bratsche) und Ferdinando Vietti (Cello), hat ganz andere Saiten aufgezogen und mit dem neunten Streichquartett des jungen Schubert ein Werk aufs Programm gehoben, das sich trotz des innovativen Kopfsatzes nicht gegen Schuberts andere Jugendquartette durchsetzen konnte. Auch das mit dem Gastpianisten Vladimir Guryanov aufgeführte Gelegenheitswerk Adagio und Rondo concercante von Schubert hört man nur selten im Konzertsaal.

Umso bemerkenswerter ist diese Programmwahl, als sich sonst Top-Quartette oft leider nur der späten Schubert-Quartette annehmen. So ist jede Begegnung mit dem unbekannteren Schubert hochwillkommen, umso mehr, wenn die Interpretationen so singulär ausfallen, so natürlich, transparent und körperhaft, und nicht auf Feinschliff und Spannung verzichten. Da hörte man einmal, dass Schubert nicht nur „schöne“ lyrische Melodie ist.

Im Klavierquintett (Adagio und Rondo concertante) ergab sich zwischen Klavier und Streichern eine beeindruckende instrumentale Balance und dynamische Spannweite, so dass man fast die provokative Frage in den Raum stellen könnte: Hat Schubert nicht doch ein Klavierkonzert geschrieben? Beinahe! Denn diese beiden Sätze – und der Beiname concertante lässt dies ja auch vermuten – klingen wie ein reduziertes Konzert für Streicher und Klavier.

Dass der Klavierpart nicht zu dominant wurde, war der Integrationsfähigkeit Guryanovs ins Ensemble zu verdanken. Der Pianist trat auch anfangs in Beethovens Es-Dur-Klavierquartett mit an, und hier war bereits ein organisches Ineinander und Miteinander der Interpreten zu hören, ein plastischer Klang, ein kraftvoll angepackter Kopfsatz und eine dynamische Bandbreite in den Streichern bis hin zu den furiosen Finaltakten im Rondo – also ein ideales Geben und Nehmen, was ja echte Kammermusik ausmacht.

Musik wie aus einem Guss war der solistische Beitrag von Vladimir Guryanov in der einsätzigen dritten Klaviersonate von Prokofjew, die sich lange als meistgespielte Sonate des Russen behaupten konnte. Es ist die kürzeste seiner neun Klaviersonaten, und man hörte sie auf pianistisch hohem Niveau mit handwerklich makelloser Technik und hoher musikalischer Intelligenz, was rhythmisches Verständnis und stupende Virtuosität des Pianisten einschließt: Guryanov ist ein geborener Prokofjew-Spieler!

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