Kultur Musik, die unter die Haut geht

Die Oberbadische
Mighty Mo Rodgers (3.v.L.), Baba Sissoko (2.v.R) und Band. Fotos: zVg Foto: Die Oberbadische

Interview: Veranstalter Klaus Deuss über das zweite Dreylandbluesfestival

Regio. Aus Afrika ins Delta – unter diesem Motto findet vom 23. bis 26. August das zweite Dreylandbluesfestival statt: im Stadtpark Schopfheim, im Schlosspark Bad Säckingen und auf dem Talschulplatz in Wehr. Der Veranstalter Jazz- und Blues Südbaden möchte mit diesem Festival die Geschichte des Blues nachzeichnen. Veranstalter Klaus Deuss stellte sich den Fragen von Gabriele Hauger.

Frage: Sie zeichnen die Geschichte des Blues nach. Was bedeutet diese Musikrichtung für Sie. Was fasziniert Sie?

Der Blues ist eine Musikrichtung, die mich bewegt. Weil er eine sehr große emotionale Tiefe hat, sowohl in der Trauer als auch in der (Lebens-)Freude. Und es ist eine Musik, die dazu beiträgt, dass es den Menschen gut geht. Willie Dixon hat einmal gesagt „The Blues cures the blues“ – Die Musik des Blues heilt die traurige Stimmung des Blues“. Und Blues ist tanzbar oder mehr noch: Man kann dabei eigentlich gar nicht stillsitzen.

Frage: Wieso weiten Sie das Festival auf drei Spielorte aus? Droht da nicht die Gefahr des Verzettelns?

Die Gefahr sehe ich nicht. Im Gegenteil, wir können dadurch die spezifischen Besonderheiten der Spielorte ausnutzen. Auch der Erfolg des Stimmenfestivals zeigt, dass ein Festival an mehreren Orten gut funktioniert.

Frage: Auf welche der Musiker freuen Sie sich persönlich am meisten und warum?

Es ist schwer, einen Musiker oder eine Band herauszuheben. Aber es gibt einige besondere Geschichten zu einzelnen Bands, die ich gerne erzählen möchte. Zum Beispiel Tri Continental, die vor vielen Jahren im Rahmen des Stimmenfestivals im Rosenfelspark aufgetreten waren, hatten sich zwischenzeitlich aufgelöst. Die Band hat meine Anfrage zum Anlass genommen, sich wiederzuvereinen und sogar eine neue CD aufzunehmen und eine größere Tour zu starten. Auch musikalisch geht Tri Continental neue Wege indem sie – aus drei Kontinenten stammend – unterschiedlichste Musikstile zu einem großartigen und sehr filigranen Ganzen vereinen: afrikanische Musik, Blues, amerikanische Folksongs....

Frage: Sie haben nun schon zweimal das Stimmenfestival erwähnt. Sehen Sie dieses als Vorbild oder sogar als Konkurrenz?

Konkurrenz wäre vermessen, das Stimmenfestival ist sehr etabliert und präsentiert weltberühmte Künstler und auch das musikalische Konzept unterscheidet sich. Aber in gewisser Weise schon als Vorbild, vor allem in den ersten Jahren hat es der Gründer Helmut Bürgel verstanden, Künstler ins Dreyland zu verpflichten, die nicht unbedingt superbekannt waren aber von herausragender Qualität. Man konnte blind zu den Konzerten gehen und wurde nie enttäuscht. Es wäre schön, wenn unsere Besucher das von unserem Festival auch einmal sagen könnten.

Frage: Weitere Tipps?

Ähnlich der schwarze Sänger und Philosoph Mighty Mo Rodgers, der sich mit dem aus Mali stammenden Griot Baba Sissoko zusammengetan hat und nun ebenfalls Blues und seine afrikanischen Wurzeln zusammenführt.

In eine ganz andere Richtung geht Mem Shannon aus New Orleans, der die Musikstile der wichtigsten Stadt im Mississippi Delta mitbringt und in großer Besetzung (mit Bläsern) eine sehr funkige und hochenergetische Form des Blues präsentieren wird.

Frage: Auch neben den Konzerten wird einiges geboten.

Ganz besonders freue ich mich auf das Rahmenprogramm: zum einen auf Richie Arndt, der uns mit einer Kombination aus Reisebericht, Diashow und Livekonzert von seiner Reise ins Mississippi Delta berichten wird; zum anderen auf den Blues- und Gospelgottesdienst, der am Sonntagmorgen auf dem Lipple stattfinden wird und von Künstlern des Festivals musikalisch gestaltet wird. Den Blues und die Bibel verbindet, dass sie nicht müde werden, dem Menschen seine eigene Geschichte zu erzählen. Im Lipplegottesdienst tun sich beide zusammen und erzählen eine Geschichte, die unter die Haut geht – und davon, was auf unserer Haut so alles geschrieben steht.

Frage: Soll das Festival institutionalisiert werden?

Wir sind vom Konzept überzeugt und planen zunächst einmal das Festival bis mindestens 2022 durchzuführen. Gerne auch darüber hinaus. Das Festival wird dabei in jedem Jahr unter einem besonderen Motto stehen. Steht dieses Jahr mit „Aus Afrika ins Delta“ für den Anfang des Blues, wird 2019 die Geschichte des Blues weiter erzählt unter dem Motto „Aus dem Delta nach Chicago“. Historisch gesehen fand in den 1930ern bis in die 1950er eine Wanderungsbewegung der Schwarzen aus dem Süden in den Norden der USA, vor allem nach Chicago, statt. Sie brachten ihre Musik mit, entwickelten diese zum Chicagoblues weiter und machten Chicago zur Blueshauptstadt der Welt, die es bis heute ist. Auch ist denkbar, das Festival räumlich und zeitlich auszudehnen.

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