Kultur Neues am Theater Basel

Gabriele Hauger
Das Theater-Team stellt die neue Spielzeit vor. Foto: Ingo Hoehn

Das Dreispartenhaus in Basel stellt seine neue Spielzeit vor. „Das Theaterleben geht wieder richtig los“, freut sich Intendant Benedikt von Peter auf spannende Premieren aus Ballett, Oper und Schauspiel.

Ein positives Grundgefühl verströmt der Theaterchef bei der gestrigen Pressekonferenz. Die aktuellen Besucherzahlen seien zufriedenstellend. Erfreulicher Trend: Es kommen zunehmend junge Zuschauer. Zwar brächten die weniger Geld in die Ticketkasse, diese Entwicklung scheint indes für die Theaterzukunft verheißungsvoll. Die bisherige Auslastung liegt bei knapp 70 Prozent, über 10 000 Schulkinder besuchten das Theater. 29 Premieren und zehn Wiederaufnahmen stehen nun in der neuen Spielzeit 23/24 auf dem Programm.

Stolz ist man natürlich auch auf verschiedene Auszeichnungen, besonders im Schauspiel, das bei 3Sat ebenso zu Gast ist wie beim Heidelberger Stückemarkt.

Der Tanz

Nach solch ermutigendem Fazit, konnte das Team der drei Sparten seine Programm-Schwerpunkte präsentieren. Im Fokus natürlich: die nach dem Weggang des beliebten Ballettchefs Richard Wherlock neu aufgestellte Tanzsparte. Adolphe Binder und der Deutsch-Amerikaner Tilman O’Donnell machten Lust auf ganz neue Stilrichtungen in Basel. Beide verstehen sich als Botschafter des Tanzes. „Es gibt keine Formel für den Tanz, man muss die Choreografien für jedes Haus maßschneidern“, so Binder. Die Energie der Kunst- und Weltstadt Basel müsse in den Eigenproduktionen spürbar werden.

Auftakt ist mit der Uraufführung „Ensemble“. „Uns interessieren die Menschen und ihre Geschichte. Die wollen wir hier multiperspektivisch erzählen.“ Den Beat der Stadt wolle man aufgreifen. In „Marie & Pierre“ tauchen die Zuschauer in eine rätselhafte Welt ein, halb wild, halb geordnet. Die Tänzer agieren gemeinsam mit Musikern. Unter dem Stichwort „Verwandlung“ beschreibt der bekannte japanische Choreograf Saburo Teshigawara Perspektiven aus Ost und West. Zusammengearbeitet wird hier mit dem Chor, das Innerste des Menschen werde in seinen Bewegungen ausgedrückt.

Im spielerischen und fantasievollen „Stoffwechsel“ wiederum werden unterschiedliche weibliche Perspektiven gezeigt. Die Tänzerinnen tragen Kameras am Körper, und die Zuschauer können tatsächlich ganz neuen Perspektiven einnehmen.

Adolphe Binder: „Die Ästhetik des Tanzes ist ganz unterschiedlich. Wir zeigen herausfordernden, spannenden, schönen Tanz – so wie das Leben ist.“

Die Oper

Die Oper wagt sich an Großes: Nach über 40 Jahren entsteht ein neuer „Ring“ für Basel. Aus Wagners Opernzyklus werden „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ aufgeführt, unter der Regie von Benedikt von Peter. „Wir wollen den Rhein auf den Theaterplatz holen“, verkündet dieser, „sehr nah am Publikum, sehr schauspielerisch“. Rund um Wagner gebe es zudem verschiedene Auftragskompositionen, darunter eine Performance eines transkulturellen Kollektivs.

Herbert Grönemeyer hat die Musik zur Premiere „Pferd frisst Hut“ geschrieben nach dem Klassiker „Ein Florentinerhut“ – zwischen Musical und Schauspiel.

Als Kinderstück erarbeitet erstmals in Basel die Familie Flöz mit ihrem Maskentheater das Musiktheaterstück „Unter dem Meer“. Politisch und trotzdem bunt soll die „Carmen“–Inszenierung werden.

Das Schauspiel

Im sehr bunt angelegten Schauspiel kommen Figuren des Widerstands auf die Bühne. Auftakt ist mit „Antiogone“ – in Baseldeutsch. In „Little Ice Age“ können die Zuschauer aus der Vergangenheit lernen. Ein kurzfristiger Klimawandel im 17. Jahrhundert löste gesellschaftlichen Wandel aus. Parallelen zu heute liegen auf der Hand.

Ein Pharma-Büro in einer Stadt à la Basel ist Schauplatz „Im Ärger mit Bartleby“ und widmet sich den neuen Arbeitswelten. Die Ukrainerin Natalia Blok beschreibt in „Das Leben ist unaufhaltsam“ das Leben ihres Sohnes seit dem Krieg. Ein Kafka-Projekt, die „Dreigroschenoper“ und das Schauspiel „Kranke Hunde“, eine Parabel auf eine erschöpfte Gesellschaft, stehen weiter auf dem Programm. Ebenso wie „Der Steppenwolf“, den Hesse in Basel schrieb, Gorkis „Sommergäste“ über bürgerliche Unruhezustände oder ein Solo über das Selbstvermarktungsgenie Kim Kardashian.

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