Kultur Passionskantaten von Buxtehude im Burghof

Jürgen Scharf
Viel Applaus gab es für das interessante Passionskonzert des La Cetra Ensembles aus Basel. Foto: /Jürgen Scharf

Das La Cetra Barockorchester und Vokalensemble gefiel im Burghof in einem Kantatenzyklus von Buxtehude durch homogenes Miteinander der Stimmen und Instrumente.

Wer am Sonntag den Passionskantaten-Zyklus „Membra Jesu nostri“ im Burghof gehört hat, versteht Bachs Faszination für Buxtehude besser. Der Alt- und Großmeister war nicht nur ein bedeutender Orgelkomponist, sondern auch ein erfindungsreicher Kantatenschöpfer.

Bedeutendes Werk

Das La Cetra Barockorchester und Vokalensemble aus Basel unter der umsichtigen Leitung seines kolumbianischen Maestro del coro, Carlos Federico Sepúlveda, stellte dieses hochbedeutende Werk des Bach-Vorgängers in einer sehr geschlossenen Wiedergabe vor - wie nicht anders zu erwarten war bei einem solchen bekannten historisch informierten Barockorchester und seinem Vokalensemble, dessen Kern sich aus Absolventen des Eliteapparates der Schola Cantorum Basiliensis zusammensetzt.

Kantorale Singkultur

So hörte man keine kantorale Singkultur, sondern eine aus der Alten Musik kommende, lebendige und im Geiste der Originalklangbewegung akzentuierte Herangehensweise. Das La Cetra Ensemble zeigte dabei einen erfrischend unakademischen Umgang mit dieser älteren Musik, der eine seltsame religiöse Mystik innewohnt.

Das Werk besteht aus sieben Kantaten, die die geschundenen Glieder von Jesu am Kreuz beschreiben: Füße, Knie, Hände, Hüfte, Brust, Herz und Kopf. Es sind Meditationen über die Passion Christi, voller Eindringlichkeit und plastischer Deutlichkeit in der mystischen Betrachtung der Nägel, der Schläge, der Striemen, der Blutstropfen, der Wunden. Die Kantaten beginnen jeweils mit instrumentalen Einleitungen, an die sich Arien und Chorsätze anschließen. Seiner Zeit musste Buxtehudes Komposition sehr kühn vorgekommen sein.

Junge, frische Stimmen

Das mit jungen, frischen Stimmen vollkommen homogen besetzte Vokalensemble füllte die Vokalparts einfühlsam und unverfälscht natürlich aus. In den Arias hörte man expressive Singstimmen und die gewichtigen Vorspiele waren sehr beredt, dank der kundigen Spielweise an alten Instrumenten.

Ekstatisches Amen

Die sechste Kantate war mehr stille Musik mit fünf Gamben in einem milderen Tonfall als etwa die zweite Kantate mit ihren Tremoli und der tonmalerischen Beschreibung des Zitterns der Knie. In den Kantaten fünf und sechs fiel die reduzierte Sängerbesetzung mit je drei Stimmen auf, und in der Nummer sieben beschließt ein ekstatisches „Amen“ den Zyklus.

Alte-Musik-“Freaks“

Unter den vorzüglichen Sängerinnen hörte man seraphische Stimmen heraus, unter den Sängern stabile Tenöre und voluminöse Bässe. So konnte sich die ton- und seelenmalerische Musik über die Schmerzen, Leiden und Klagen, angefangen von der ersten Kantate bis zur großbesetzten letzten Expressivo-Kantate, mit viel Empfindsamkeit und Intensität der 15 jungen Alte-Musik- „Freaks“ entfalten.

Schmerzliche Melodik

Chorleiter Sepúlveda ließ die Musik verströmen, legte Wert auf verinnerlichte Gestaltung und räumliche Wirkung, so dass man sicher schon von einer originalen Klangvorstellung Buxtehudes reden kann. So konnte diese düstere und expressive Musik des Lübecker Meisters in ihren Episoden von schmerzlicher Melodik und Spannung eindrücklich auf die Zuhörer wirken.

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