Kultur Piano-Star

Tonio Paßlick
Ohne jede aufgesetzte Pose schickt der 19-jährige Yoav Levanon beim Konzertabend in Lörrach seine Finger in den Sturm der virtuosen Läufe. Foto: Tonio Paßlick

Der Klavier-Virtuose Yoav Levanon bringt das Publikum im Lörracher Burghof bei seinem Konzert am Sonntag zum Jubeln. Da dürfen Zugaben nicht fehlen.

So fassungslos und ausgelassen jubelnd zugleich hat man das Lörracher Klassik-Publikum selten erlebt. Nach zwei Stunden eines in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Klavierkonzertes nimmt der gerade erst 19 Jahre alt gewordene israelische Klavier-Virtuose Yoav Levanon die Huldigungen mit scheuem Lächeln entgegen, formt die grazilen Hände zu einem Herz und lässt noch zwei fulminante Zugaben folgen: Gershwins „Rhapsody in Blue“ und Listzs „La Campanella“.

Anspruchsvoll

Nach drei der wichtigsten und anspruchsvollsten Werke in der Klavierliteratur, Mozarts Sonate in D-Dur (KV 576), Franz Listzs berühmte Sonate in h-moll und Rachmaninoffs „Études-Tableaux, op. 39“, darf man fragen, ob es sich um ein Ausnahmetalent handelt, einen der „Rising Stars“, die weltweit als „Entdeckungen“ gehandelt werden. Oder bereits um einen der großen Interpreten, die sich über jeden Zweifel erhaben mal in den Olymp der Legenden einreihen werden.

Denn Levanon ist bereits heute ein „Genie des Vortrags“ wie Robert Schumann vor 170 Jahren Franz Liszt bezeichnete.

Ohne jede Geste tritt der 19-Jährige auf die Bühne, setzt sich an den Flügel und konzentriert sich. Lange und fast meditativ. Dann wird man durch ein bezaubernd leicht wirkendes und zugleich berauschend virtuoses Spiel gefesselt, das für einen so jungen Menschen faszinierende Deutungstiefen ausleuchtet, mal lyrisch und zart, mal dramatisch, energiegeladen.

Kreativ

Jeder Ton, jedes Motiv, jedes Thema und jeder Spannungsbogen werden transparent und bewusst in die komplexesten Strukturen eingewoben. Eine ureigene und kreative Auffassung der historischen Werke, die in ihrem Kontext verstanden und dennoch mit neuen Farben belebt werden. Alles andere als ein Salonlöwe. Sein Spiel ist voller Eleganz, geschmeidig, hellhörig. Die Zeitung „Le Temps“ schrieb von der „magischen Berührung“, die von Levanon, den „Kleinen Prinzen des Klaviers“, ausgehen würde.

Poetisch

Auftritt und musikalische Brillanz stehen in einem seltsamen Kontrast. Wer die Augen schließt erlebt in den Fortissimo-Passagen oder Rachmaninoffs mächtigen Tonbildern ein Gewitter, wer sie wieder öffnet, nimmt einen Interpreten wahr, der ohne jede aufgesetzte Pose seine Finger in den Sturm schickt und die virtuosen Läufe mit unmerklichen Bewegungen des Kopfes vorausdenkt. Das hatte schon Dirigenten und Kritiker bei früheren Konzerten bewegt. So spielte er im Alter von elf Jahren Chopins Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 im Teatro San Carlo in Neapel unter der Leitung des israelischen Dirigenten Daniel Oren.

Einmalig

„Die Poesie dieses Jungen ist einmalig“ sagte der Star-Dirigent damals. Sein Stil könne mit Rubinstein verglichen werden, jubelten Kritiker. Rigorose Technik und eine seltene Sensibilität haben ihn zu einer Sammlung von Preisen und Auszeichnungen geführt, die das Lebenswerk bedeutender Interpreten zieren würde. Eine Sternstunde für die Region.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading