Kultur Rätselhafte Bilderwelten in Haus Salmegg

Jürgen Scharf
Joachim Lehrer neben einem seiner surrealen Werke im Haus Salmegg. Foto: / Jürgen Scharf

Der Maler Joachim Lehrer firmiert in der aktuellen Einzelausstellung des Arbeitskreises Kunst des Vereins Haus Salmegg unter „Neuer Romantik“.

In dem von den Traditionen des französischen Salons inspirierten „Grand Salon“ in Bad Säckingen, wo das Kunstpublikum mehrfach auf Arbeiten von Joachim Lehrer stoßen konnte, lief sein Werk in der Kategorie „Surrealismus“. Beides stimmt. „Neue Romantik“ heißt natürlich auch, er nimmt Anleihen bei der „alten“ Romantik, bei Malern wie Caspar David Friedrich.

Voller Melancholie

Lehrers Landschaften vermitteln wie die seines Vorbilds das Gefühl von Unheimlichkeit, Einsamkeit, Verlassenheit und Melancholie. Die Gemälde mit ihrem Verweis auf die Romantik symbolisieren ein Hineingeworfensein in eine Welt, die man nicht mehr versteht und in der man sich nicht mehr heimisch fühlt.

Der 1954 geborene Künstler zeigt merkwürdige Außen- und Innenräume: unwirkliche gemalte Situationen. Er setzt Maschinen, Häuser, Geräte, Autos, Busse, Lastwagen und Motorräder in seltsame Orte, die es so nicht gibt, aber auf Menschen verweisen, die jedoch nicht auftauchen.

Es sind menschliche Behausungen an fremden Orten, wo sie nicht hingehören, wo man sie nicht vermuten würde: Tanksäulen oder gelbe Telefonhäuschen in freier Natur, unter Bäumen, Briefkästen im Wald, ein weißer Plastikstuhl auf einem von Wellen umtosten Felsen oder ein Campingwagen, an einem Leuchtturm hängend.

Die Sujets wirken unheimlich in der realen Umgebung, stehen meist am Klippenrand. Etwa der alte verrostete VW auf einem Felsvorsprung, oder das Fahrrad mit Luftballons als schwebende Luftnummer über den Wolken.

Man braucht beim Betrachten dieser surrealen Bilder mit ihren Abgründen schon einiges „Grundvertrauen“. Sie lösen etwas Unbewusstes in einem aus dank dieser seltsamen Bildfindungen.

Geschichtenerzähler

Der Maler erzählt Geschichten und transportiert beispielsweise über das Motiv Auto oder die Häuschen Schicksale von Menschen. Der Ausstellungsbesucher kann im Kopf Assoziationen weiterspinnen, was der gestrandete Porsche in der menschenleeren verlassenen Landschaft zu suchen hat und wie er da hingekommen ist.

Bezugspunkte gibt es allenfalls bei den Leuchttürmen, die als Fixpunkte geografischer Orientierung auftauchen. Die besondere Behandlung von Landschaft und Natur verweist auf den Einfluss von Edward Hopper und dessen neuen Blick auf Romantik. Auch Lehrers Bilder weisen auf innere Welten hin.

In einem begrenzten Raum schafft der Maler unwirkliche Welten, die kleine Idyllen in der Weite des Raums darstellen. Diese fantastisch in der Manier alter Meister gemalten Bilder sind hintergründig und stecken voller überraschender Details und Augentäuschungen.

Die Beschreibung solcher surrealen Naturräume mit ihren Horizonten und Himmeln ist meist rätselhaft und lädt dazu ein, sich mit dem, was man sieht oder zu sehen glaubt, auseinanderzusetzen.

Gedankenspiele

Mit seinem Weiterdenken der Romantik mit zeitgenössischen Mitteln und seinen ungewöhnlichen Gedankenspielen gelingt dem Tübinger Maler eine neue Sichtweise auf die Dinge in wiederkehrenden Motivvariationen.

Es bleibt immer offen, ob die imaginierten Bildwelten und stillen Orte bewohnt sind. Nur einmal hat sich Joachim Lehrer selbst ins Bild gesetzt als staunenden Betrachter der Welt. Jürgen Scharf

Bis 25. Juni, Sa, So und Feiertag 12-17 Uhr

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