Poetisch-skurril
Und wieder hat der Altmeister des poetisch-skurrilen Musiktheaters in seinem ganz eigenen und eigenwilligen Stil betonter Langsamkeit eine heterogene Mischung aus singenden Schauspielern und schauspielernden Sängern um sich geschart.
Die schwedische Sopranistin Kerstin Avemo, in der vorigen Saison gefeierte Basler „Poppea“, rollt sich für Marthaler mit schön aufblühender Stimme singend in einen Teppich ein; Andrew Murphy verströmt baritonale Wärme. Andere aus der „Marthaler-Familie“ wie Ueli Jäggi und Martin Hug bevölkern als archetypische Figuren diese Hausgesellschaft.
Dass der notorische Umzügler Beethoven ein unruhiger Geist, ein heimatloser Mensch war, wird allenfalls am Rande spürbar. Alle sind Beethoven, die in der Nachdenker-Pose eine Polonaise tanzen zum Rätselkanon „Wir irren allesamt, nur jeder irret anders“. Auf diese letzte musikalische Komposition Beethovens wendet Marthaler sein gern bemühtes Prinzip der Wiederholung an. So wird einem auch das „Egmont“-Triumphfinale mehrfach um die Ohren geknallt.
Etwas mehr erwartet
Mit seinem Psychogramm des bürgerlichen Wohnens hat Christoph Marthaler zwar eine musikliterarische „Gedenktafel“ an das Beethoven-Domizil im Tiefen Graben 8 angebracht, aber in der Summe hätte man von der Traumkonstellation Marthaler-Beethoven doch etwas mehr erwarten dürfen.
Termine: 20., 21., 29. Dezember, 5., 11., 26., 27., 29. Januar