Kultur Virtuose Verbeugung vor Frank

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Stimmenfestival: Dweezil Zappa begeistert beim Konzert auf dem Lörracher Marktplatz

Von Veronika Zettler
Lörrach. Gäbe es den „Stimmen“-Preis für die spielfreudigste Darbietung, er würde Dweezil Zappa und seiner Band für die zweieinhalbstündige Show am Samstag auf dem Marktplatz zufallen. Und müsste man die Landkarte der „Freak Out!“-Hotspots aktualisieren, die Frank Zappas gleichnamigem Album von 1966 beilag, Lörrach gehörte darauf eingezeichnet.

Seit mit Markus Muffler ein bekennender Zappa-Fan Regie bei Burghof und Stimmen führt, gab es bereits einige Zappa-Hommagen in Lörrach. Erinnert sei an die Konzerte der „Grandmothers of Invention“ (2013, 2018), die teils mit ehemaligen Mitgliedern von Zappas „Mothers of Invention“ besetzt sind, an den Auftritt der „Grandsheiks“ 2017, der im Februar 2019 ein weiterer folgen wird, und natürlich an den Gig von Dweezil Zappa vor zwei Jahren im Burghof.

„Näher geht es nicht zu unserem ganz großen Idol“, freute sich Muffler auf der Bühne, bevor Dweezil Zappa auf dem halb vollen Marktplatz mit euphorischem Applaus begrüßt wurde. „Wir haben so viel Musik für euch mitgebracht“, versprach Dweezil. Und wirklich: In sein aktuelles 150-Minuten-Programm „Choice Cuts“ hat er neben Klassikern seines Vaters auch ein paar seltene Perlen gepackt, sodass Zappa-Liebhaber jeder Couleur bei 45 Euro Eintritt voll auf ihre Kosten gekommen sein dürften.

Bereits „Andy“ (1975) gab mit messerscharf platzierten Stil- und Rhythmusvariationen, skurrilen Wendungen, melodischen Parts im Wechsel mit komplexen Schlagzeugfinessen und absoluter Präzision der Band die Stoßrichtung vor. „Lonely Little Girl“ (1967), von Dweezil als „Oldie but Goodie“ angekündigt, ging nahtlos in „Flakes“ (1979) über.

Saxofonistin Scheila Gonzalez übernahm die bizarre Sprechrolle, einschließlich der Handwerker-Schelte (Flakes sind hier Schlafmützen) und der Bob-Dylan-Parodie. Neu integriert wurde ein Eric-Cartman-Part samt einiger „South Park“-Vulgarismen. Aber auch ohne zeitgenössische Bezüge liefern Dweezil und Band Franks Sound so frisch, detailversessen und begeistert, dass man den teils 50 Jahre alten Stücken ihr Alter kaum glauben mag.

Es kommt sympathisch rüber, dass Dweezil, obwohl er es als großartiger Gitarrist zweifellos könnte, das Zentrum nicht für sich beansprucht, sondern mit den Leuten um sich herum teilt. Es sei die beste Band, die er je hatte, sagt der 48-Jährige – in der Lage, die Stücke „aus jeder Ära der Karriere meines Dads“ mit dem Facettenreichtum des Originals wiederzugeben.

Als große Bereicherung entpuppt sich Neuzugang Adam Minkoff, Multiinstrumentalist und Sänger mit zappaesker Attitüde. Indes fegt Sängerin Cian Coey in Stücken wie „Tell Me You Love Me“ (1970) mit einem Stimmvolumen zwischen Janis Joplin und Tina Turner über die Bühne. Auch Scheila Gonzalez, Grammy-Gewinnern, Multiinstrumentalistin und von Anfang an dabei, bekommt immer wieder Applaus. Eine so großartige Saxofonistin hört man selten. Dweezil selbst spielt unterdessen selbst seine furiosesten Soli in entspannter Haltung und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Ein Glanzlicht in der ellenlangen Setlist ist „Absolutely Free“ (1967), auch, weil Frank es nie live performt hat, oder „Dog Meat“, bei dem einige Konzertbesucher ausgelassen tanzen, ebenso „Sleep Napkins“, eine Fusion der Songs „Black Napkins“ and „Sleep Dirt“ und eines von mehreren gespielten Stücken, die Frank nicht offiziell herausbrachte. Nicht zu vergessen „The Black Page“ (1978) mit einem brillanten Schlagzeugsolo voller verschachtelter Triolen und Quintolen von Ryan Brown. Dweezil und Band wurden mit begeistertem Applaus verabschiedet.


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