Wenn man es kitschig formuliert: Das Glück ist doch schöner, wenn man es teilt. Wir sind beide ungern solo auf der Bühne. Ich arbeite sehr gerne im Team. Auch alles am Tourleben ist zu zweit toller: Man muss die schlechten Abende nicht allein durchstehen, und die guten kann man gemeinsam feiern und genießen. Die Chemie zwischen uns stimmt. Wir können wunderbar gegenseitige Positionen einnehmen und uns die Bälle zuspielen. Das ginge solo nicht. Ich bin froh, dass wir uns getroffen haben.
Die Mischung von Songs mit Comedy: Was gefällt Ihnen gerade an diesem Stilmittel? Und was ermöglicht es vielleicht über das reine Wortkabarett hinaus?
Musik kommt zum Zug, wenn Sprache nicht mehr ausreicht. Wenn die Emotionen überkochen. Tanz ist dann noch die Steigerung – das haben wir in Teilen ja auch mit im Programm. Was wir machen, ist tatsächlich ziemlich besonders. Wir haben eine Lücke gefunden, gerade auch, weil wir ein weibliches Musikcomedy-Duo sind. Wir sind beide Musical-Fans, lieben diese Kombination, und reines Sprechtheater ist uns oft zu eingleisig. Außerdem wollen wir selbst bestimmen, was wir machen, ohne Regisseur. Wir agieren autark, schreiben alle Texte und Songs selbst. Das war ein Befreiungsschlag.
Wo kommen die Themen und Ideen her?
Das kann abends passieren, wenn man nicht schlafen kann; oder unterwegs in der Bahn. Oder in bestimmten Situationen. Da kommt eine Blitzidee, eine Melodie, ein Refrain – und den notiert sich jede von uns. Ich schreibe meist den groben Text, und Ariane komponiert.
Ihre Themenbandbreite ist groß: Von AfD und Kirche bis zu typischen Frauenthemen.
Tja, was sind Frauenthemen? Wir prangern auf jeden Fall Missstände an und beschäftigen uns mit Dingen, die uns im Alltag betreffen: ob das ungleiche Bezahlung ist, die ungerechte Verteilung von Care-Arbeit oder sexuelle Belästigung im Alltag. Aber auch ganz alberne alltägliche Dinge, wo jeder einen Anknüpfungspunkt findet. Wir legen uns gar nicht fest. „Bällebad forever“ ist eigentlich sehr wenig politisch geplant gewesen. Am Ende entwickeln sich dann doch oft Szenen mit Sozialkritik. Da geht es um Optimierungsdruck, um Live-Coaches, um Fallstricke. Wir wollen aber auf keinen Fall den erhobenen Zeigefinger zeigen, sondern nehmen uns selbst auf den Arm. Wir stecken in den meisten Rollen selbst mit drin: von der Vegetarierin über die Yoga-Tante bis zum Öko. Wir wollen den Leuten zwei Stunden Freizeit fürs Gehirn geben. Vielleicht wird man auch an soziale Probleme erinnert, kann aber im nächsten Song schon wieder lauthals lachen, wenn es um Nutella geht: mit oder ohne Butter?
Sie blicken in Ihrem Programm mitunter irritiert auf die junge Generation, verklären ironisch die Vergangenheit. Hand aufs Herz: War früher nicht doch vieles besser?
Wir sind ja so eine Zwischengeneration. Natürlich ist man mitunter irritiert, wenn man Jugendliche sieht, wie die so ticken. Wir versuchen da aber mit Neugier heranzugehen, nicht stehen zu bleiben, etwas mitzunehmen. Wir wollen doch keine mies gelaunten Alten werden, die die Jugend verteufeln. Vor allem sollte man die eigene Vergangenheit nicht zu sehr verklären.
Worauf können sich die Lörracher im Burghof freuen?
Bei all den belastenden Krisen, die es aktuell da draußen gibt, wollen wir die Zuschauer für zwei Stunden in ein mentales Bällebad schicken, in dem man mal alles draußen lassen und sehr albern sein kann. Es geht um Krafttiere, um das Mittelalter, um Selbstoptimierung, um falsche Versprechungen von Influencern und darum, dass man zu alt für so manchen Scheiß ist. Unser Appell: Öfter das Handy auslassen – und besser ins Theater gehen.
Suchtpotenzial: Freitag, 24. Januar, 20 Uhr, Burghof Lörrach