Schlüsselwerke
Auch die anderen Choreografien vermittelten sehr gut den Eindruck dieser speziellen Tanzästhetik, bis hin zur letzten, dem mit Perkussionsklängen begleiteten „Psalm“. In dieser erzählerischen Geschichte nimmt der Bürdenträger (vollendete Harmonie: Joey Columbus) als einer der „Gerechten“ das Leiden der Welt auf sich: ein Tanz von heroischer Kraft über den Tod.
Wunderbarstes Stimmungsballett ist das Tanzritual „Air for the G String“ (Luft für die G-Saite) zur Musik von Bach. Fünf Tänzerinnen in langen goldfarbenen Gewändern mit Schleppen führen im Renaissancestil archaische Bewegungen aus.
Rätselhafte Choreografie
Die Rekonstruktion und Neueinstudierung dieses Stücks war genauso sensationell wie die anderen und stellte die Frage, wie man sich bewegen kann, um sich im Gleichgewicht zu halten: eine sehr magische und rätselhafte Choreografie für ein Frauenquintett, das sich statisch wie Tempelskulpturen aufstellt.
Ein starker Gegensatz dazu war die erste Choreografie zur Musik von Bachs „Musikalischem Opfer“, eine Einheit von Musik und Tanz voller expressivem Ausdruck in dem neuen Bewegungsstil Limóns: „Choreographic Offering“ von 1964 mit Soli, Duetten und großem Ensemble.
Typischer Stil
In dieser klassisch anmutenden Tanzstudie kommen einzelne Gruppen auf die Bühne, oft Dreierformationen, die sich dann zu einer Gruppenchoreografie vereinen. Das Thema Schwerkraft wird verhandelt, Loslassen und wieder Zurückfinden, und Positionen wie Sprünge in der Luft sind typisch für den Stil von Limón.
Harmonie in Körpersprache
Die Tänzerinnen und Tänzer treten in neonfarbenen Ganzkörpertrikots auf, Kostümen, wie man sie heute im Tanztheater nicht mehr kennt. Wie hier der Tanz in einer Schönheit und harmonischen Körpersprache in spielerischen und einfallsreichen Variationen und Paraphrasen über die Bühne geht, war ansteckend in der puren Tanzfreude und zeigte stilistisch, wie puristisch und bescheiden José Limón arbeitete.
Pionierarbeit
Technisch ist die Limón Dance Company gut, aber nicht glatt-perfekt oder steril. Kleine Fehlbarkeiten machen den Tanz menschlich. Dieser Rückblick auf die Pionierarbeit und die Balletthistorie war grandios und umweht vom Hauch der großen Zeit des Modern Dance.