Kultur Wunderbarer Tanzabend im Burghof

Jürgen Scharf
Mit „A Choreographic Offering“ eröffnete die Limón Dance Company ihren grandiosen Tanzabend im Burghof. Foto: /Jürgen Scharf

Die Limón Dance Company zeigte in ihrem Jubiläumsprogramm zum 75-jährigen Bestehen des legendären Ensembles bedeutende Werke ihres Gründers José Limón.

Er war einer der ganz großen und auch interessantesten Choreografen des letzten Jahrhunderts: der Mexikaner José Limón (1908-1972), dessen Compagnie noch immer existiert und jetzt das 75-jährige Bestehen mit einem überwältigenden Jubiläumsprogramm begeht. Im vollbesetzten Burghof waren am Donnerstag seine balletthistorischen Schätze wieder zu entdecken.

Schätze des Tanzes

Limón war einer der wichtigsten Tanzpioniere des 20. Jahrhunderts, der den Modern Dance mitbegründet hat. Seine bekannteste Choreografie stammt aus dem Jahr 1949 und stand am Schluss dieses Abends als eine Hommage an seine große Tanzkunst: „Die Pavane des Mohren“, die auf Shakespeares Eifersuchtstragödie basiert.

Shakespeare-Thema

In diesen Variationen über ein Thema aus Shakespeares „Othello“ kommen zwei Paare auf die Bühne. Sie sind höfisch gekleidet, neigen sich, verbeugen sich, berühren sich mit den Händen, stoßen sich wieder ab, führen einen pompösen Schreittanz vor, eine rituelle Schrittzeremonie. Ein Taschentuch gilt als Beweis der Untreue von Desdemona und wird hin- und hergeschwenkt.

Emotionales Spiel der Finger

Unglaublich, wie der legendäre Tänzer und Choreograf die Handbewegungen choreografiert: ein emotionales Spiel der Finger, das Eric Parra in der Titelrolle bewegungsreich und gestisch dramatisch vorführt.

Revolutionärer Stil

In dieser frühen Tanzadaption von Limón, der ersten dieses neuen, revolutionären und wegweisenden Stils, kann man die Tanztechnik der alten Schule genau studieren. Getanzt wird nach einer speziellen Tanzschrift: Ob die Hand flach, offen oder geschlossen ist - alles ist festgelegt, nichts improvisiert. Daher wirken die Partnerschaftstänze theatralisch und stilisiert.

Schlüsselwerke

Auch die anderen Choreografien vermittelten sehr gut den Eindruck dieser speziellen Tanzästhetik, bis hin zur letzten, dem mit Perkussionsklängen begleiteten „Psalm“. In dieser erzählerischen Geschichte nimmt der Bürdenträger (vollendete Harmonie: Joey Columbus) als einer der „Gerechten“ das Leiden der Welt auf sich: ein Tanz von heroischer Kraft über den Tod.

Wunderbarstes Stimmungsballett ist das Tanzritual „Air for the G String“ (Luft für die G-Saite) zur Musik von Bach. Fünf Tänzerinnen in langen goldfarbenen Gewändern mit Schleppen führen im Renaissancestil archaische Bewegungen aus.

Rätselhafte Choreografie

Die Rekonstruktion und Neueinstudierung dieses Stücks war genauso sensationell wie die anderen und stellte die Frage, wie man sich bewegen kann, um sich im Gleichgewicht zu halten: eine sehr magische und rätselhafte Choreografie für ein Frauenquintett, das sich statisch wie Tempelskulpturen aufstellt.

Ein starker Gegensatz dazu war die erste Choreografie zur Musik von Bachs „Musikalischem Opfer“, eine Einheit von Musik und Tanz voller expressivem Ausdruck in dem neuen Bewegungsstil Limóns: „Choreographic Offering“ von 1964 mit Soli, Duetten und großem Ensemble.

Typischer Stil

In dieser klassisch anmutenden Tanzstudie kommen einzelne Gruppen auf die Bühne, oft Dreierformationen, die sich dann zu einer Gruppenchoreografie vereinen. Das Thema Schwerkraft wird verhandelt, Loslassen und wieder Zurückfinden, und Positionen wie Sprünge in der Luft sind typisch für den Stil von Limón.

Harmonie in Körpersprache

Die Tänzerinnen und Tänzer treten in neonfarbenen Ganzkörpertrikots auf, Kostümen, wie man sie heute im Tanztheater nicht mehr kennt. Wie hier der Tanz in einer Schönheit und harmonischen Körpersprache in spielerischen und einfallsreichen Variationen und Paraphrasen über die Bühne geht, war ansteckend in der puren Tanzfreude und zeigte stilistisch, wie puristisch und bescheiden José Limón arbeitete.

Pionierarbeit

Technisch ist die Limón Dance Company gut, aber nicht glatt-perfekt oder steril. Kleine Fehlbarkeiten machen den Tanz menschlich. Dieser Rückblick auf die Pionierarbeit und die Balletthistorie war grandios und umweht vom Hauch der großen Zeit des Modern Dance.

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