Kultur Zeitgemäß und ökologisch Bauen

ov
Tane Garden House, Vitra Campus, 2023 Vitra Foto: Julien LanooJulien Lanoo/Julien Lanoo

Ein neues Gartenhaus steht auf dem Vitra Campus. Es ist natürlich ein besonderes.

Die Ausstellung „Tsuyoshi Tane: The Garden House“ in der Vitra Design Museum Gallery ist dem kürzlich errichteten Tane Garden House auf dem Vitra Campus gewidmet. Das Gebäude hat eine Grundfläche von nur knapp 15 Quadratmetern und dient als Aussichtsplattform für die Besuchern des Vitra Campus sowie als Aufenthaltsraum für die Gärtner des Geländes. Trotz des kleinen Umfangs ist das Gebäude ein typisches Beispiel für den Gestaltungsansatz des japanischen Architekten. Tanes Projekten geht stets ein intensiver Rechercheprozess über die ortstypischen Gegebenheiten voraus, vor allem durch die Erforschung der regionalen Handwerkskunst und die Verwendung traditioneller Materialien.

In der von Tane konzipierten Ausstellung werden Architekturmodelle und Zeichnungen des Gebäudes sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern präsentiert.

Den Anstoß zum Bau des Garden House auf dem Vitra Campus gab Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra.

Tsuyoshi Tane verwendet den Begriff „above ground“ (oberirdisch), um die nachwachsenden Materialien dieses Projekts zu beschreiben – im Gegensatz zu „underground materials“, also den vielfach übernutzten Bodenrohstoffen. Zu den „above-ground materials“ zählt Tane Schilf und Holz. Die Umsetzung erfolgte mithilfe von regionalen Produktionstechniken und in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben, die der Architekt als „Nachbarn“ betrachtet und schätzt.

Wie ein Archäologe begibt sich Tane im Entwicklungsprozess auf eine Entdeckungsreise und auf die Suche nach dem Gedächtnis des Ortes, an dem ein Projekt geplant wird. Tsuyoshi Tane nennt diese Herangehensweise „Archäologie der Zukunft“.

Die Präsentation in der Vitra Design Museum Gallery zeigt, wie aus solchen Recherchen das Gebäude auf dem Vitra Campus entstanden ist. Anhand von über hundert Modellen und Mockups, die mehrere Versuchsstadien durchlaufen haben, können Besucher die Entwicklung des Gebäudes nachvollziehen. Dabei wird zum einen Tanes Studium einzelner Materialien deutlich – vom traditionellen Reetdach und dem aus einem Baumstamm gefertigten Brunnentrog bis zur Binde- und Knüpftechnik der für die Treppenbalustrade verwendeten Seile. Gleichzeitig veranschaulichen die Modelle Tanes intensive Auseinandersetzung mit der Typologie des Gartenhauses, die er spielerisch erkundet – vom aristokratischen Pavillon bis zum Geräteschuppen.

Entstanden ist daraus ein Gebäude, das eine experimentelle Studie für zeitgemäßes und ökologisches Bauen darstellt. Diesem Prinzip folgt auch die Ausstellung, welche ausschließlich Materialien aus dem Entwicklungsprozess verwendet.

Ausstellungseröffnung: Freitag, 17. November, 18 Uhr; zur Ausstellung erscheint die Begleitpublikation „Tane Garden House“

  • Bewertung
    0

Umfrage

Euroscheine

Die geplante Erhöhung des Bürgergelds sorgt für erhitzte Gemüter. Wie stehen Sie dazu?

Ergebnis anzeigen
loading