Kultur Zwischen Schein und Sein

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„Posession“ von Paula Rego, Pastell auf Papier auf Aluminium Foto: Bridgeman Images

Eine Ausstellung im Kunstmuseum Basel bietet Einblicke ins verstörende Werk von Paula Rego.

In Großbritannien und in Portugal gilt sie längst als Star, im Rest Europas ist Paula Rego (1935-2022) noch weitgehend unbekannt. Das Kunstmuseum Basel bietet nun die Gelegenheit, das aufrüttelnde Oeuvre der portugiesisch-britischen Künstlerin kennenzulernen.

„The Family“

Auf den ersten Blick offenbart das großformatige Bild „The Family“ eine an für sich nette Familienszene. Die Mutter und eine Tochter scheinen dem auf dem Bettrand sitzenden Vater in oder aus dem Anzug zu helfen, während ein zweites Mädchen die Szene mit Freude beobachtet.

Auf den zweiten Blick aber tun sich Abgründe auf. Der Blick des Mannes ist gequält und die Gesten der Frau und der Mädchen sind ausgesprochen grob. Im Kasperltheater im Hintergrund ist sinnbildlich für den kämpferischen Gestus eine Drachentöter-Szene zu entdecken und ein Storch, der einen Fuchs niedergerungen hat.

Foto: Shutterstock

Es ist das typische Spiel zwischen Schein und Sein, das Regos Oeuvre prägt. Inhaltlich bewegen sich die detailreichen Werke der Künstlerin stets nahe am Abgrund zu düsteren Traum- und Märchenwelten.

Das zeigt sich auch bei den Selbstporträts der Künstlerin. Auf einem dieser Bilder inszeniert sie sich, umgeben von Kobolden und weiteren mystischen Figuren, mit einer Tabakpfeife im Mund selbstbewusst als Herrin dieser Elemente, die aus dem Unter- und Unbewussten an die Oberfläche getreten sind. Rego offenbart sich hier als Anhängerin von C. G. Jungs analytischer Psychologie. Der Schweizer Psychiater hatte sich stark mit Mythen und Märchen befasst.

Auf der siebenteiligen Bilderserie „Possession“ präsentiert sie auf der anderen Seite eine Frau, die sich nicht gegen die inneren Spannungen auflehnen kann. Liegend auf einem Sofa, scheinbar niedergedrückt von einer Depression, schafft sie es nicht, sich aufzurichten.

Verstörende Machtspiele

Die Ausstellung in Basel ist die erste große monografische seit dem Tod der Künstlerin und die erste Retrospektive im deutschsprachigen Raum. Zu sehen sind neben Selbstporträts Darstellungen von Machtspielen und Heldinnen, Familienaufstellungen und illustrierte literarische Geschichten. Insgesamt sind es rund 120 Werke.

Die formell unterschiedlichen, aber allesamt üppigen Bilder, Zeichnungen, Tapisserien und Puppen vermitteln Einblicke in verstörende und ironisch gebrochene „Machtspiele“. Diese ziehen sich vom Familienkreis über die faschistische Diktatur in Portugal bis zum feministischen Blick auf den Kampf der Geschlechter und gegen die restriktiven Abtreibungsgesetze.

Performance im Theater

Die Ausstellung „Paula Rego. Machtspiele“ im Neubau des Kunstmuseums Basel ist bis 2. Februar 2025 zu sehen. Ab Ende November bis Mitte Dezember wird sich das Theater Basel unter dem Titel „Was ist das Kind so schön“ mit einer musikalischen Performance im Museum mit Paula Regos Märchenwelten befassen.

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