Vize-Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne) sagte, die Unesco-Entscheidung sei "eine hervorragende Nachricht". "In Zeiten, in denen viele negative Nachrichten aus Sachsen kommen, richtet die Entscheidung den Blick auf die vielen Engagierten und Aktiven vor Ort, die an der Zukunft des Freistaats bauen."
Die Brüdergemeine-Siedlungen zeichneten eine schlichte, klare Architektur aus mit Fokus auf gemeinsamem Leben, Arbeiten und Glauben, sagte Staatskanzleichef Clemens, der als Sohn eines Pfarrers der evangelischen Freikirche seit Geburt der Herrnhuter Brüdergemeine angehört. "Es ist eine Idee des Zusammenlebens, die auf Weltoffenheit, Gleichberechtigung und fast familiärem Zusammenhalt fußt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Titel sei "in einer Zeit, wo wir viel Spaltung und Polarisierung erleben, ein schönes Zeichen".
Schon am Freitag wurden neben Herrnhut andere Stätten in die Welterbeliste aufgenommen. Besonders aufsehenerregend: die archäologische Stätte des Klosters des Heiligen Hilarion, auch als Tell Umm Amer bekannt, im Gazastreifen. Das in byzantinischer Zeit im 4. Jahrhundert gegründete Kloster kam zugleich auf die Liste des gefährdeten Welterbes.
Die Stätte liegt in einem Dorf keine zehn Kilometer südlich von Gaza-Stadt und gilt als frühes Zeugnis des Christentums in der Region. Im Gazastreifen herrscht derzeit Krieg. Israel reagierte mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive, nachdem Terroristen der im Gazasrreifen herrschenden Hamas am 7. Oktober ein beispielloses Massaker mit mehr als 1200 Toten in Israel verübt hatten.
Titel "Weltkulturerbe" als Tourismusfaktor
In Regionen ohne Krieg ist der Titel "Weltkulturerbe" in den letzten Jahrzehnten zu einem Tourismusfaktor geworden. Die Unesco weiß: Die meisten Kultur- und Naturerbestätten erlangen mit ihrer Einschreibung einen gesteigerten Bekanntheitsgrad, der sich oftmals in einer Zunahme der Besucherzahlen spiegelt.
In Wismar an der Ostseeküste, die Stadt in Mecklenburg wurde 2002 aufgenommen, haben sich die Übernachtungszahlen seither auf etwa 414.000 im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Der Welterbe-Status sei dabei ein Faktor von mehreren, sagt ein Stadtsprecher. Ein anderer sei die ZDF-Krimiserie "Soko Wismar".
In Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern (MV) erwarten die Touristiker angesichts der anstehenden Entscheidung ebenfalls einen Boom von Städtetouristen. "Selbstverständlich gibt es die Erwartung, dass Schwerin durch den Status als Weltkulturerbe international an Bekanntheit gewinnt", heißt es von der Stadt.
MV-Landestourismusverbandschef Tobias Woitendorf betont das Potenzial: "Aus der Chance heraus entstehen natürlich auch Anforderungen wie Mehrsprachigkeit, Digitalisierung sowie ein gutes Orientierungs- und Informationssystem für die Gäste der Stadt, damit das Entdecken des gekürten Areals für alle zum Erlebnis werden kann."