Das bedeutende Werk wurde am 7. Juni 2024 von der Stiftung Im Obersteg für rund sieben Millionen Euro ersteigert und anschließend über viele Monate im Kunstmuseum Basel umfassend und aufwändig restauriert, heißt es in einer Mitteilung.
Das Kunstmuseum Basel zeigt erstmals das Gemälde „Tanz im Varieté“ von Ernst Ludwig Kirchner.
Das bedeutende Werk wurde am 7. Juni 2024 von der Stiftung Im Obersteg für rund sieben Millionen Euro ersteigert und anschließend über viele Monate im Kunstmuseum Basel umfassend und aufwändig restauriert, heißt es in einer Mitteilung.
„Tanz im Varieté“ aus dem Jahr 1911 galt jahrzehntelang als verschollen. Zuletzt war es 1923 in einer Ausstellung in Berlin zu sehen. Danach war es nur noch als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt, bis es an der Auktion bei Ketterer Kunst in München zur Versteigerung kam und von der Stiftung Im Obersteg erworben wurde. Nun wird es zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren wieder der Öffentlichkeit präsentiert.
Laut der Mitteilung ist das Werk Kirchners Hommage an das Goldene Zeitalter der Unterhaltungskünstler vor dem Ersten Weltkrieg. Der gezeigte „Cakewalk“ entstand während der amerikanischen Sklaverei. Dabei machten sich die versklavten Schwarzen in Wettbewerben über die Tänze der weißen Herrschaft lächerlich, das Siegerpaar erhielt einen Kuchen, heißt es.
Kirchners Werke galten unter dem Regime der Nationalsozialisten als „entartete“ Kunst, weshalb „Tanz im Varieté“ im Zweiten Weltkrieg in einem Bauernhof versteckt wurde. 1945 entdeckten es französische Soldaten. Sie öffneten gewaltsam die Kiste mit dem Bild und zerstörten den Schmuckrahmen. Das avantgardistische Gemälde machte die Soldaten offenbar wütend: Ein Gewehrschuss traf den Kopf der Tänzerin ganz links im Bild. Der Rumpf des Tänzers wurde von einem Bajonett durchstochen.
Kirchners „Tanz im Varieté“ wird im Erdgeschoss des Kunstmuseum Basel (Hauptbau) gezeigt und bereichert dort die Ausstellung „Paarlauf“, heißt es in der Mitteilung weiter. In dieser begegnen sich ausgewählte Werke aus der Sammlung der Stiftung Im Obersteg und der museumseigenen Sammlung. Die Ausstellung entwickelte sich seit ihrer Eröffnung im August durch mehrere Neuhängungen wie eine Choreografie. Die Präsentation von „Tanz im Varieté“ markiert nun die letzte Umhängung.
Parallel zur letzten Etappe der Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag das Buch „Paarlauf“. Die Publikation versammelt 37 kurze Textbeiträge verschiedener Autoren. Besonders hervorzuheben sind Texte von Géraldine Meyer, Kuratorin der Stiftung Im Obersteg, Magdalena Ritler und Esther Rapoport, Restauratorinnen am Kunstmuseum Basel, sowie von Beat Stutzer, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums Chur, die das neu erworbene Werk Kirchners aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Zusätzlich bietet das Buch via QR-Code Zugang zu den in der Ausstellung integrierten Musikstücken.