Aoun teilte zudem mit, der Libanon arbeite durch diplomatische Kontakte mit den USA und Frankreich daran, den vollständigen Truppenabzug Israels voranzutreiben. "Die Libanesen sind müde, zwischen Barrikaden zu leben, nachdem sie einen hohen Preis bezahlt haben."
Hisbollah-Chef Naim Kassim hatte den Israelis bereits vor Ablauf der Frist in einer Fernsehansprache gedroht: Sollten ihre Truppen über den 18. Februar hinaus im Libanon bleiben, handele es sich um eine Besatzung - und jeder wisse, "wie mit einer Besatzung umgegangen wird".
Auch die Vereinten Nationen kritisierten den verzögerten Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon. "Eine weitere Verzögerung dieses Prozesses ist nicht das, was wir uns erhofft hatten", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der UN-Beobachtermission Unifil im Libanon und der zuständigen UN-Sonderkoordinatorin Jeanine Hennis-Plasschaert. Positiv bewerteten sie den israelischen Rückzug aus Wohngebieten und den Einsatz der libanesischen Armee.
Bewohner kehren unter Freudengesang zurück
Nachdem Abzug der israelischen Truppen teilte die libanesische Armee mit, sie sei in von Israel geräumte Ortschaften nachgerückt. Das Militär nannte dabei die Orte Abbasija, Kfar Kila Mardsch Ajun, Adaissa, Markaba, Hula, Mais al-Dschabal, Blida, Marun al-Ras, Jarun und Bint Dschubail.
Die Armee räumte Straßen frei und beseitigte nach eigenen Angaben Minen und nicht explodierte Sprengkörper, um die Rückkehr der Bewohner vorzubereiten. Viele kehrten nach mehr als einem Jahr Abwesenheit unter Freudengesang zurück, wie Augenzeugen berichteten. Viele der Orte wurden zum Teil massiv beschädigt. "Wir wissen, dass wir in unseren Häusern vielleicht nichts vorfinden werden, aber zumindest sind wir wieder auf unserem Land und werden wiederaufbauen, was wir verloren haben", sagte ein Bewohner eines der Grenzdörfer einem lokalen Fernsehsender.
Nach dem von der islamistischen Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte die Hisbollah begonnen, den Norden Israels mit Raketen zu beschießen. Der Konflikt eskalierte im September 2024 und entwickelte sich zu einem blutigen Krieg zwischen der Schiiten-Miliz und dem jüdischen Staat. Im Libanon wurden 4.047 Menschen getötet, in Israel 76.