CDU sieht "doppelten Woidke"
Der mutmaßlich islamistische Anschlag in Solingen Ende August mit drei Toten hat die Debatte über Migration und Asyl verschärft. CDU-Innenminister Michael Stübgen sorgt kurz vor der Wahl mit der Ansicht für Kritik, dass das Asylrecht im Grundgesetz wegen der Genfer Flüchtlingskonvention abgeschafft werden könnte. Woidke fordert, die Migrationspolitik der vergangenen zehn Jahre auf den Prüfstand zu stellen.
CDU-Landeschef Jan Redmann spricht vom "doppelten Woidke", der die SPD im Bund kritisiert und bei Themen das Ufer wechselt. Redmann will Woidke als Ministerpräsident beerben. Die Wahl sieht er auch als Chance, die Ampel im Bund "auszuschalten". Redmanns Fahrt mit einem Elektroroller im Juli mit 1,3 Promille Alkohol im Blut scheint abgehakt, er muss 8.000 Euro Strafe zahlen.
Möglicherweise schwierige Regierungsbildung
In den jüngsten Umfragen steht die CDU in Brandenburg nur bei 14 bis 16 Prozent - knapp vor dem neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das für manche eine "Black Box" ist, also eine Partei mit unbekanntem Inhalt. Das BSW kommt in jüngsten Befragungen auf 13 bis 14 Prozent. Bislang regiert die SPD in Brandenburg mit CDU und Grünen. Die Grünen, aber auch die Linke und die Freien Wähler müssen um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Allerdings reicht ein Direktmandat aus, um wieder im Parlament vertreten zu sein. Die FDP ist in den jüngsten Umfragen nicht einzeln ausgewiesen - sie liegt deutlich unter 5 Prozent.
Politikforscher Botsch sieht große Unwägbarkeiten bei der Wahl. "Es gibt auch den großen Unsicherheitsfaktor der Fünf-Prozent-Klausel für Linke, Grüne und BVB/Freie Wähler, und der Direktmandate", sagte er. Die Kampagnenorganisation Campact wirbt für taktisches Wählen bei Direktmandaten und unterstützt die Grünen im Wahlkreis Potsdam I, BVB/Freie Wähler in Barnim II und die SPD in 25 Wahlkreisen. In Sachsen kam die Linke über zwei Direktmandate in den Landtag. In Brandenburg könnte der Zweikampf zu Lasten von Grünen und Linken gehen.
Die Koalitionsmöglichkeiten nach der Wahl sind offen: Möglicherweise reicht es nicht für die Fortsetzung der bisherigen Regierungskoalition. Woidke äußerte sich bisher nicht zum Thema "Wunschkoalition" - er setzt erst einmal auf eine starke SPD. Das BSW könnte bei der Regierungsbildung ins Spiel kommen. Spitzenkandidat Robert Crumbach will nicht mitregieren um jeden Preis. Er fordert als Bedingung für eine Regierungsbeteiligung ein deutliches Signal, dass Deutschland diplomatische Beziehungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs ergreift. Eine Zusammenarbeit mit der AfD lehnt er ab, die Unterstützung für einzelne Anträge der AfD schließt er aber nicht aus.