Umfassendes Schutzkonzept erarbeitet
Das Organisationskomitee des Swissalpine hatte im Vorfeld lange über die Möglichkeit einer Durchführung beraten und sich schließlich im Juni – anders als fast alle anderen Veranstalter – für den Lauf entschieden. Dafür wurde ein umfassendes Schutzkonzept erarbeitet: die diversen Laufdistanzen werden nicht zusammen durchgeführt, sondern in vier zeitlich voneinander getrennten Rennen mit je 300 bis 700 Teilnehmern an zwei Tagen, dazu gib es einen gestaffelten Start. Zuschauer im Start- und Zielbereich sind nicht erlaubt, und die Teilnehmer müssen vor dem Start und auf den ersten Metern eine Maske tragen. Außerdem gilt ein Mindestabstand am Start und Ziel sowie auf der Laufstrecke.
Das funktionierte jedoch nur bedingt. Denn durch den gestaffelten Start der „Königsdisziplin“ K68 war zwar genügend Platz für die Läufer im Stadion vorhanden, als aber der laute Knall der Pistole erfolgt, drängen sich alle dann doch zusammen durch den relativ engen Startkanal. Einige wenige Eliteläufer haben zu diesem Zeitpunkt sogar schon ihre Maske ausgezogen, während sich die meisten – den Regeln entsprechend – dieser erst entledigen, als es aus dem Stadion auf die Hauptstraße geht, wo sich das Feld schnell in die Länge zieht.
Läufer-Lindwurm zieht sich in die Länge
Auf den ersten Metern fühlt es sich etwas komisch an, mit hunderten Läufern gemeinsam am Davoser Golfplatz vorbei zu rennen, doch spätestens als der Feldweg ins wunderschöne Dischmatal beginnt und der Läufer-Lindwurm immer länger wird, wechseln die Gedanken. Die Corona-Krise gerät die nächsten neun Stunden für mich in Vergessenheit. Stattdessen mache ich mir Gedanken über die richtige Verpflegung, achte beim Überqueren der unzähligen Bachläufe darauf, nicht auszurutschen und versuche, meine Kräften einzuteilen – wie bei einem normalen Wettkampf eben.
„Der Start mit der Maske war speziell, aber das waren nur zwei Minuten und dann war es wie bei einem normalen Rennen“ erklärt auch Kathrin Götz, als sie rund 20 Minuten nach der Siegerin Marcela Vasinova (6:59h) als Zweitplatzierte ins Ziel kommt. Stephan Wenk bestätigt ebenfalls: „Unterwegs hat man nicht viel davon gemerkt.“
Pechvogel des Tages
Der Züricher ist der Pechvogel des Tages. Am Sertigpass liegt er mit einem Amerikaner deutlich in Führung, dann verpassen sie die Abzweigung und laufen talwärts, bis sie den Fauxpas bemerken. Trotzdem gelingt es Wenk, wieder zur Spitze aufzuschließen, auf den letzten Kilometern kann er Riccardo Montani aus Italien und Raphael Sprenger dann aber nicht mehr folgen. Der Italiener gewinnt schließlich den packenden Schlussspurt nach sechs Stunden und zwölf Minuten um wenige Hundertstelsekunden.
Die Zuschauer können dieses packende Finale nur aus der Ferne durch dicke Glasscheiben beobachten. Viele feuern die Läufer stattdessen auf der Straße vor dem Stadion an. Auch ich genieße diese lautstarke Unterstützung und beschleunige nochmal, bevor ich auf die Ehrenrunde einbiege und mich nach dem Zielbogen erschöpft auf den Kunstrasen fallen lasse. Geschafft!
Erinnerungsfoto aber kein Finisher-Shirt
Mit zwei Metern Abstand setzt sich Christian aus Graz neben mich und streckt mir die Faust entgegen. Wir hatten uns auf der Strecke immer wieder gegenseitig überholt und motiviert, am Ende trennen uns nur fünf Sekunden. „Schee wars“, findet er, bevor er sich für ein Erinnerungsfoto mit dem alkoholfreien Ziel-Bier neben mich stellt und gleich wieder einen Schritt zur Seite weicht, bevor er abdrückt. „Corona!“ Die Pandemie hat uns wieder.
Auf das sonst obligatorische Finisher-Shirt oder eine Medaille müssen wir hingegen verzichten. Aufgrund der kurzfristigen Entscheidung für die Durchführung hat es laut Veranstalter nicht mehr für die Produktion gereicht. Duschen oder Umkleiden gibt es aus hygienischen Gründen auch nicht, aber das stört uns nicht weiter, wir sind einfach glücklich und froh, ein (fast) normales Rennen gemeistert zu haben.
Ergebnisse - regionale Läuferinnen und Läufer
K68 Männer: 71. Kevin Geiger (Lörrach, 8:36,35), 112. Kristoff Meller (Lörrach, 9:10,36), 188. Albrecht Pflüger (Schopfheim, 10:05,26), 268. Klaus Bühler (Schopfheim, 11:25,59), 366. Michael Wilke (Weil am Rhein, 12:52,11)
K68 Frauen: 53. Kirsten Holzhüter (Maulburg, 11:04,19) 63. Bernadette Kern (Schopfheim, 11:30,18, 1. Platz AK)
K42 Männer: 125. Volker Teubler (Bad Säckingen, 4:18,33), 146. Christoph Nübel (Lörrach, 4:47,12)
K42 Frauen: 53. Sabine Kolczewski (Lörrach, 4:49,15)
K23 Männer: 306. Werner Ohnemus (Lörrach, 3:02,25)
K23 Frauen: 15. Emma Ladenberger (Maulburg, 2:08,56, 1. Platz AK)