Wer beutet hier wen aus?
Juno nutzt diese Chats als Ablenkung, wenn sie nachts nicht schlafen kann. Sie versteckt ihre wahre Identität und testet, wie viel Unsinn sie fantasieren kann, bis die Betrüger ihr nicht mehr schreiben. Man fragt sich irgendwann, wer hier wen betrügt in der falschen Welt der Gefühle. Nachdem sie einen bestimmten Liebesbetrüger überführt hat, beginnt Juno, unverbindlich mit diesem Mann weiter zu chatten. Er heißt Benu, ist deutlich jünger als sie und lebt in Nigeria. Trotz der Entfernung entsteht zwischen beiden eine Verbindung.
Es geht in diesem Roman um große Themen: um das Altern, um globale Ungleichgewichte, um Sehnsüchte, Freundschaft und um Liebe. Von ihnen erzählt Hefter lakonisch und zart. So ist ihr mit "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" ein Werk gelungen, das sich kurzweilig liest, aber auch nachhallt.
Sie wolle gar keine politische Rede halten, sagte Hefter in ihrer Dankesrede. Dennoch schlug sie mahnende Worte an. Die Arbeit an diesem Roman sei mit Leuten zustande gekommen, die sie begleitet hätten - "darunter sind auch Menschen, die nach dem Willen einer Partei, deren Namen ich heute echt nicht in den Mund nehmen möchte an diesem schönen Abend, aber nach dem Willen dieser Partei sollen diese Leute nicht so unbedingt in der Mitte der Gesellschaft stehen oder gar nicht hier sein. Weil sie vielleicht die falsche Hautfarbe haben oder eine Behinderung haben oder sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen." Sie wisse, dass man das in diesem Saal gar nicht sagen müsse: "Aber ich sage es trotzdem, dass wir wachsam sind und dass wir auch laut sein dürfen."
Buchpreis zum 20. Mal vergeben
Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wurde am Montag zum 20. Mal verliehen. Die siebenköpfige Jury hat dafür insgesamt 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet.