Doch es gibt Dinge, die nur das geschriebene Wort leisten kann, glaubt Ishiguro: Dazu gehört das Erzählen in Erinnerungen, die eher in statischen als in bewegten Bildern abgespeichert sind und oft Unschärfen enthalten. "Das Kino ist eher schlecht darin", sagt er.
Ishiguro fällt das Schreiben schwer
In seinen jüngeren Romanen experimentiert Ishiguro damit, wie moderne Technologie unsere Welt verändern kann. Der dystopische Roman "Never Let Me Go" (Deutsch: "Alles, was wir geben mussten") handelt von einer Schülerin an einem Internat, die entdeckt, dass sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler Klone sind, die zu dem einzigen Zweck geschaffen wurden, ihre Organe zu spenden.
In Ishiguros jüngstem Roman, "Klara and the Sun" ("Klara und die Sonne"), geht es um den mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten, solarbetriebenen Roboter Klara, der als Gesellschafterin für eine schwer kranke Jugendliche dient und ein emotionales Eigenleben entwickelt. In der ebenfalls dystopischen Zukunft ersetzen Roboter die Beziehungen mit echten Menschen.
Ishiguro ist ein Autor, dem das Schreiben schwerfällt. "Deswegen ist das erst der achte Roman, den ich geschrieben habe", sagt er in einem Interview zu "Klara and the Sun", das 2021 erschien. Über den Prozess des Schreibens sagt er: "Es darf nicht einfach nur etwas sein, das die Aufmerksamkeit der Menschen für ein paar Stunden fesselt. Das ist relativ leicht zu bewerkstelligen (...). Aber, ich meine, wie schafft man es, zu bestehen? Wie verfolgt man die Menschen in ihren Gedanken?" Darum geht es ihm.