Lörrach 2 300 Menschen demonstrierten für Demokratie

Regine Ounas-Kräusel
Viele Menschen engagierten sich am Samstag für Demokratie und Klimaschutz. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Dicht gedrängt standen die Menschen auf den Senser Platz. Und formulierten ihre Ziele.

Zahlreiche Menschen demonstrierten am Samstag in Lörrach unter dem Motto „Demokratie verteidigen - demokratische Parteien wählen!“.

Fröhliches Happening

Trotz all der ernsten Ansprachen und Appelle glich die Kundgebung zeitweise einem fröhlichen Happening. Als Steffi Lais mit Nicole Urschinger und Anna Spandinger das Lied „Women, Life, Freedom“ der iranischen Sängerin Rana Mansour anstimmte und als Peter Reimtgut das Friedenslied „Ein magischer Frühling“ sang, winkten die Menschen im Takt und applaudierten begeistert. Das Singen mit Ulrike Rombachs Spontanchor vermittelte Gemeinschaftsgefühl.

„Lörrach bleibt bunt!“

Nach Schätzung der Veranstalter drängten sich mehr als 2300 Menschen, darunter auch etliche Jugendliche, mit ihren selbst gemalten Schildern auf dem Senser Platz. „Lörrach bleibt bunt!“, „Kein Millimeter nach rechts!“ und „1,5 Grad und nicht mehr!“ war da zu lesen. Die Grandparents und die Parents for Future hatten in Lörrach nicht beim bundesweiten Klimastreik am Freitag teilgenommen, sondern schlossen sich am Samstag der Kundgebung für Demokratie an.

Foto: Regine Ounas-Kräusel

Thomas Seubert vom Bündnis „5vor12“ lud nach seiner Begrüßung zu einer Schweigeminute für die Opfer der Anschläge von Aschaffenburg und München und die Opfer aller Gewalttaten ein. Bei diesen Anschlägen hatten Flüchtlinge als mutmaßliche Täter ein Kleinkind und einen Mann getötet und zahlreiche Menschen verletzt. Seubert appellierte an die Politiker, nach diesen Taten „geflohene Menschen nicht unter Generalverdacht zu stellen.“

Kein Generalverdacht

Es war eine Kundgebung nicht allein gegen die rechtspopulistische AfD, sondern gegen einen politischen Diskurs, der Migranten ausgrenzt anstatt die drängenden Probleme unseres Landes anzugehen. Es war eine Kundgebung für eine offene solidarische Gesellschaft. Veranstalter war das Netzwerk für Demokratie mit dem Bündnis „5vor12“, mit „Schopfheim bleibt bunt“ und „Rheinfelden für Demokratie“, Unterstützung kam von 18 Organisationen.

Singen mit Peter Reimtgut Foto: Regine Ounas-Kräusel

Sonja Steiger von „Schopfheim bleibt bunt“ appellierte an die Zuhörer, sich im Alltag für Demokratie einzusetzen: „Macht euch sichtbar!“ Die Geschäftsführerin der Diakonie im Kreis Lörrach Karin Racke wünschte sich eine solidarische Gesellschaft, die Armut nicht allein auf ein persönliches Schicksal reduziere. Sie appellierte, am 23. Februar Parteien zu wählen, die für eine solche Gesellschaft stehen.

Dekan Gerd Möller erinnerte im Namen der christlichen Kirchen an das Grundgesetz, das die Würde aller Menschen garantiert, an das demokratische Deutschland, das die Bürger per Wahl und Meinungsstreit mitgestalten: „Dieses Land sehe ich in Gefahr.“

Auch die Jungen demonstrieren. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Auch andere Redner warben für eine kluge Stimmabgabe. Daniele Cipriano vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Kreis Lörrach empfahl, eine Partei zu wählen, die die Schuldenbremse reformieren will. Das Land brauche öffentliche Investitionen, unter anderem für den Klimaschutz. Cipriano appellierte an CDU, CSU und FDP, die Brandmauer zur AfD nicht einzureißen und betonte: „Deutschland ist ein Einwanderungsland .“

Gleiche Rechte für alle

Valerie Schulze und Mia Chausset vom Jugendrat baten unter Applaus alle Wahlberechtigten, ihr Kreuz „für Demokratie“ zu machen – auch, weil viele Jugendliche noch nicht selbst wählen dürften. Junge Leute, die AfD wählten, fühlten sich oft ausgegrenzt, analysierten die beiden und forderten unter Applaus „gleiche Rechte für alle“, auch für die weniger Privilegierten. Migration sei nicht nur mit Schwierigkeiten verbunden, sondern mache eine Gesellschaft auch lebendiger und erfolgreicher, betonte Daria Brytzgalova vom Teilhabe- und Integrationsausschuss (TIB) der Stadt.

Thema Klimawandel

Uta Maria Lahr (Grandparents for Future) rief Politiker und jeden Einzelnen auf, den Klimawandel nicht zu ignorieren und zu handeln. Die Dringlichkeit verdeutlichte sie mit einem Sketch von Karl Valentin. Darin lädt eine Frau, deren Haus brennt, den Feuerwehrkommandanten zu einem gemütlichen Plausch ein. Bis dieser sie schließlich auf den Brandgeruch aufmerksam macht.

Applaus für Appelle Foto: Regine Ounas-Kräusel

Klaus Nack und Bernhard Höchst vom Bündnis „5vor12“ wehrten sich in ihrem Schlusswort gegen einen politischen Diskurs, in dem die Debatten über Migranten ablenkt von aktuellen drängenden Fragen wie Klimawandel, Wohnungsnot, Gerechtigkeit und politischer Teilhabe der Bürger. Sie forderten einen fairen Wettstreit im Wahlkampf: „Die Tonlage muss sich ändern – jetzt sofort!“

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