Lörrach Ab sofort sind in Lörrach die Hühner los

Jürgen Scharf
Peter Gaymann im Dreiländermuseum: Die Ausstellung „Typisch Dreiland!“ lockt. Foto: Jürgen Scharf

Alltag in der Grenzregion ist das Thema der Cartoons von Peter Gaymann im Dreiländermuseum. Riesenandrang bei der Vernissage der Ausstellung „Typisch Dreiland!“

Gaymanns Hühner haben es besser: Sie landen nicht beim Güggelifest, sondern im Museum. Schon draußen am Fenster des Dreiländermuseums läuft ein Huhn lässig mit Baguette unterm Arm Richtung Eingang. Drinnen weisen rote Hühnerfüße den Weg die Treppe hoch, und von der Decke schwebt das Federvieh, teils mit Bollenhut.

„Typisch Dreiland!“: Darum geht es in der Ausstellung des bekannten Cartoonisten Peter Gaymann. Wie populär der Grafiker ist, ließ sich am enormen Andrang bei der Eröffnung ablesen, wo prominente Gäste wie die Schweizer Kabarettlegende Emil Steinberger mit Gattin schmunzelnd vor Gaymanns humorvollen Bildergeschichten standen und sich köstlich über die treffsicheren, unterhaltenden Zeichnungen über deutsche, schweizerische und französische Eigenarten amüsierten. Gaymann ist kein politischer Karikaturist, er ist auch nicht satirisch und schon gar nicht bissig-böse, sondern ein humoristischer Zeichner, der mit viel Einfallsreichtum, Fingerspitzengefühl und Witz zwischenmenschliche Situationen und Alltagsthemen aufspießt.

Für die Lörracher Schau hat sich der gebürtige Freiburger, der zu den erfolgreichsten Cartoonisten Deutschlands gehört, extra Gedanken übers Dreiländereck gemacht. Blicken wir mal mit ihm über die Grenze und den „Röstigraben“. Da tun sich ungeahnte tierisch-menschliche Abgründe auf.

Herrlich werden die Klischees, Vorurteile und Mentalitäten aufs Korn genommen, liebenswürdig die menschlichen Schwächen und Eitelkeiten vorgeführt. Nicht von ungefähr sind Tomi Ungerer, Sempé und F.K. Waechter Gaymanns Vorbilder. Dass der Künstler ein sehr genauer Beobachter und ein „Sprachbeobachter“ ist, zeigt die Vielzahl seiner Exponate.

„Typisch Dreiland!“: Auch der Schweizer Kult-Kabarettist Emil Steinberger besuchte die Vernissage im Dreiländermuseum. Foto: Jürgen Scharf

Wie tickt wer? Die Nachbarn im Elsass, in der Nordwestschweiz, im Badischen? Da geben die Cartoons Auskunft. In „Den Nachbarn verstehen“ fragt die Lehrerin nach drei Schweizer Wörtern und die Pennäler antworten: „Eiger, Mönch, Jungfrau“.

In einem anderen Bild stehen die „Enten“ (Citroën 2CV, französisch: deux chevaux) unter Artenschutz. Gaymann hat es viel mit Autos. Auch die „Göttin“ mit der tollen Federung kommt vor. Einmal brüstet sich auf Urlaubsfahrt in der Schweiz ein Deutscher: „Wir können Autos“ und der Eidgenosse kontert: „Wir können Tempolimit“.

Essen ist auch wichtig im Dreiland, und Gaymanns Speisekarte ist dreiländermäßig. Da sitzen Gäste in der Gartenwirtschaft und bestellen „1 x Wurstsalat mit Brägele, 1 x Elsässer Wurstsalat und 1 x veganer Wurstsalat“.

Badisch für Anfänger gefällig? „S’ Büble spielt im Bächle mit dem Schiffle“. Ein Meisterstück in Sachen Humor und Schmunzelgrafik ist das „Yoga für Schweizer“ mit Übungen à la Matterhorn, Tell-Gruß, Gotthard-Tunnel, Bernhardiner,

Alphorn und Taschenmesser...

Man muss sie einfach gesehen haben, diese ideenreichen, ironischen Blätter des leidenschaftlichen Cartoonisten, der seit 50 Jahren zeichnet. Seine Figuren und Geschichten sollen zum Lachen anregen und nicht verletzen, wie er selbst sagt. Ergänzt wird die Schau durch Zeichenutensilien des Künstlers und spaßige Objekte. Bei der Vernissage im Innenhof mussten immer mehr Stühle herbeigeschafft werden und das Publikum saß teils auf den Mäuerchen - wie Gaymanns Hühner auf der Stange.

Angetan von der Atmosphäre an dem lauschigen Sommerabend mit entspannter Jazzmusik des Bassisten Thomas Heidepriem und des Pianisten Tilman Günther zeigte sich Oberbürgermeister Jörg Lutz.

Als das „rohe Ei“ des Abends entpuppte sich das Mikrofon, das beim lockeren Gespräch zwischen dem Künstler, Museumsleiter Jan Merk und Mitkurator Wolfgang Baaske immer mal wieder aussetzte. Die Tücken der Technik wären doch auch was für ein Gaymann-Cartoon!

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