Lörrach Abgefahren, skurril, irrwitzig

Gerd Lustig
 Foto: Gerd Lustig

Kabarett: Schweizer Komik-Duo „Ohne Rolf“ mit „Unferti“ im Burghof.

Lörrach - Ein Blatt vor den Mund zu nehmen, das kommt für sie nicht in Frage – so oder so nicht. Scherzkeks – sie halten ihre Plakatblätter, mit denen sie ihre Konversation betreiben, ohne ein einziges Wort zu sprechen, lieber vor die Brust. So kriegt auch das Publikum mit, was der eine dem anderen gerade zu sagen hat. Plakativ eben oder anders formuliert: Es ist im wahrsten Sinne erlesene Kunst.

Non-verbale Show kommt prächtig an

Sie, das sind zwei Männer aus Luzern namens Jonas Andershub und Christof Wolfisberg. Seit nunmehr 15 Jahren tourt das mehrfach preisgekrönte Duo schon mit seinem skurrilen Blätterwald durch die Lande. Geblättert wird auf der Bühne immer dann, wenn sie sich etwas zu sagen haben. Sie bündeln quasi ihr Altpapier und sortieren die Gedanken. Die beiden Anfang 40er nennen sich „Ohne Rolf“ und gastierten jetzt mit ihrem Programm „Unferti“ im Burghof. Gemessen an den teils herzhaften Lachern und dem allgemein häufigen Kichern, kam die non-verbale Show dieser beiden innovativen Komiker prächtig an.

Schweigen ist Silber – Lesen ist Gold: Just nach diesem Motto verfahren die beiden als Blattländer getarnten Eidgenossen und blättern sich durch den Abend. Mal zügiger, mal langsamer, einige Male auch bewusst stockend, weil man dem anderen eine Wortvorlage geliefert hat, die mehrere Antworten geradezu herausforderte, kommt so Blatt für Blatt zur Sprache, was der andere denkt, fühlt, sinniert oder sonst irgendwie in seinen Hirn an Gedanken hat.

Es geht um Banales

Worum es in den stummen Konversationen geht? Nun, um nicht allzu Wichtiges, sondern meist eher um Banales, einfach das, was in manchen Momenten eben mal „ausgesprochen“ werden muss, zur Not auch per Sprechblase. Nur soviel: „Unferti“ ist die Geschichte zweier Blattländer, die ihr plakatives Dasein plötzlich und unerwartet in Frage gestellt sehen. In einem virtuosen non-verbalen Schlagabtausch, den man mit Print-Ping-Pong vergleichen könnte, bieten Andershub und Wolfisberg allerhand.

Lesen wird zur obersten Pflicht

Mal gibt’s seitenweise überraschend Komisches, dann wieder nachdenkliche Momente. Lesen wird dabei auf diese Art in der rund 90-minütigen Show zur obersten Pflicht. Es ist ein Abend, der ausschließlich über Schriftsprache funktioniert. Irgendwie ist’s eine abgedrehte Mischung aus absurdem Theater, philosophischem Kabarett und subtiler Poesie. Fantasie und Einfühlungsvermögen sind allemal nötig. Mal leichtfüßig und absurd, mal nachdenklich, mitunter auch tief- und unsinnig: So entblättert sich das Programm auf seine ureigene Weise.

Aufgeheitert wird das Ganze noch durch zahlreiche Zwischengeräusche vom Band sowie auch die immer mal wieder eingespielte Reggae-Melodie „A la la la la long“. Bisweilen dienen neben Pappkartons auch Giraffenmasken auf den Köpfen der beiden, um dem Ungesagten noch ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen.

Und wer am Ende von den Zuschauern glaubte, tatsächlich Giraffen gesehen zu haben, für den hat das Duo als letztes Plakat Folgendes parat: „Danke für das gute Gras – sonst hätte ich am Ende noch geglaubt, Giraffen gesehen zu haben.“ Abgefahren – skurril – irrwitzig: Das ist die „Ohne Rolf“-Kleinkunst.

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