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Tatsächlich könne die Lörracher Fasnacht und insbesondere die Zunft froh sein, dass Gudrun Heute-Bluhm ihm den Weg zum Verfassungsschutz mit einer Äußerung gegenüber Angela Merkel versperrt habe, sonst hätte „die heutige Veranstaltung nie stattgefunden“, warnte Schuster, der „terroristische Züge“ innerhalb der Zunft („die essen Schnecken“) – entdeckt haben will. Außerdem wäre sonst so manches Lörracher Geheimnis gelüftet worden. Beispielsweise der Verdacht, dass beim Losentscheid der jüngste Bürgermeisterwahl auf beiden Zetteln der gleiche Name gestanden habe, und auch das „interfraktionelle Schorlezimmer“ im Rathaus hätte er auffliegen lassen.
Für gute Unterhaltungen sorgten auch die übrigen Zunftmeister mit ihren Reden. Über seine schwere Kindheit mit zu kurz geratenen Telefonleitungen sowie Spielplätzen ohne TÜV-Prüfung referierte Thomas Wagner: „Mir hänn uns nitemol ä Laktoseintoleranz leischte chönne.“ Ohne roten Faden kam Karl-Heinz Sterzel aus und brachte in seiner Rede, fast alle, vom Papst, über Ottmar Hitzfeld bis zu „Wolf – gang“ Schäuble und badischen Schafszüchtern, unter.
Klaus Ciprian-Beha befasste sich mit dem Klimaschutz und Bio-Supermärkten, Andreas Kuck mit dem russischen Sturmgewehr „AKK“ und dem 100-jährigen Jubiläum des Frauenwahlrechts.
Letzteres kann Felix Drechsler, der als Gastredner aus Basel sprach, noch lange nicht feiern. Denn in der Schweiz dürfen Frauen erst seit 1971 wählen, wie er feststellte. Dafür brachte er die Nachricht über den Jobwechsel von Michael Wilke (siehe Meldung) aus Basel mit und berichtete über passende Anekdoten aus den Kursen für Schweizer Staatskunde.
In den Kreis der Zunftmeister aufgenommen wurden unterdessen Fabian Weis, Thomas Wagner und Andreas Kuck. Von ihrem Amt als Protektorin verabschieden – zumindest bei der Zunft – musste sich hingegen Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic. Die „Rheinische Frohnatur“ (Glattacker) schwärmte von „unvergesslichen Momenten und Begegnungen“ in „einer tollen Stadt“. Acht Heiratsanträge im Laufe der Fasnachtskampagne für eine Protektorin dürften auch wirklich einen neuen Rekord darstellen.
Selbsthilfegruppe „Der lange Egon darf nicht sterben“
Zum Abschied begeisterte sie mit ihrer Version von „mer losse es Rathaus in Lörrach“ in Anlehnung an ihren dringend sanierungsbedürftigen Arbeitsplatz. Diese Steilvorlage nutzte anschließend Oberbürgermeister Jörg Lutz in seiner Rede und gründete prompt die Selbsthilfegruppe „Der lange Egon darf nicht sterben“. Denn – frei nach Pfarrer Thorsten Becker – sei „auch ein Rathaus nur ein Mensch“, beklagte Lutz das Mobbing gegen das „anerkannten Mitglied der Stadtgesellschaft“.
Das „Stadtrats-Chörli“ befasste sich in seiner Zugabe nach Nummern zum Parken, dem Umzug des Postamt und dem Haarlängenwettstreit zwischen Klaus Dullisch und Gerd Haasis ebenfalls mit der Rathaussanierung. Doch auch der Kanon, bei dem alle Anwesenden entweder die Strophe für den Abriss oder für den Erhalt singen konnten, erbrachte keine eindeutige Mehrheit.