Lörrach Abseits der gewohnten Pfade

Die Oberbadische
Witz und Spielfreude prägen den Abend mit dem Martin Keller Quintett im Jazztone.. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Jazztone: Martin Keller Quintett folgt Spuren des Humors

Von Ursula König

Lörrach. Humor und Musik; wie passt das zusammen? Dieser Frage geht das Martin Keller Quintett nach. Zum Jahresabschluss im Jazztone präsentierten die Musiker in origineller Besetzung Ergebnisse ihrer Recherche über den Humor in der Musik.

Es ist eine Gratwanderung, die sie vollziehen, gut darauf bedacht, in keine Schublade zu passen. Entertainment und handwerkliche Ausgereiftheit treffen auf unbändige Spielfreude und den Drang, sich ohne Grenzen auszuprobieren. Das Repertoire ist vielseitig und greift Stilrichtungen von Klassik, Kinderliedern, Swing, Folklore bis zu Frank Zappa auf. Auch dieser widmete sich der Frage, ob Humor zur Musik gehört.

Während bei einem klassischen Konzert eher selten spontan herzhaft gelacht wird, bietet Jazz dafür offene Türen. Der Saxofonist und Klarinettist Martin Keller, der den Abend moderiert, lädt dazu ein, das humoristische Spektrum des Ensembles zu ergründen. Florian Vogel (Violine), Tobias Escher (Akkordeon), Kurt Holzkämper am Bass und Hans Fickelscher (Schlagzeug) sind versierte Musiker, die gut harmonisch aufeinander eingespielt sind. Auf dieser Basis interpretieren sie spielerisch und kreativ Anklänge von Duke Ellington, Art Blakey und zeitgenössischer Musik. Die geschaffenen Eigenkompositionen sind darauf angelegt, „einen eleganten Zugang zu avancierter Jazzmusik der Gegenwart“ zu gestatten.

Auch wenn die Musiker sich nicht auf einen Stil festlegen lassen möchten, klingt erstaunlich viel Klezmer Tradition durch. Diese Richtung passt neben Musette auch hervorragend zur Besetzung. Violine und Akkordeon ragen bei den eher melancholischeren und ruhigeren Einstiegen deutlich heraus, während Saxofon, Bass und Schlagzeug gut abgestimmt bei den dynamischeren Passagen dominieren, die von Improvisationsfreude und einem deutlichen „Free Jazz“-Einschlag geprägt sind.

Wer sich die Zeit nimmt, sich in diese „unharmonische“ Komik einzuhören, wird dies mit einem Lächeln tun, so wie vom Quintett beabsichtigt. Etwas sperriger kann der Humor an anderer Stelle zum Tragen kommen. Etwa, wenn Keller erklärt, wie er auf Titelsuche für seine Kompositionen geht. Dann werden Bücher aus dem Regal gezogen oder Zeitungsanzeigen durchforstet.

Heraus kommen Titel wie „In der Damenhose liegt unserer Kompetenz“ oder „gebratene Ameisen“. Doch wenn bei „Uschis Traum“ die Marschrichtung im Fünfviertel-Takt vorgegeben wird, hört sich das herrlich schräg an. Eine Mischung aus tragisch und fröhlich prägt den Abend ebenso wie kunstvolle Wortspiele und die ernsthaften Anklänge des Adagios. Für diese Experimentierfreude bietet Jazz die ideale Bühne.

An den Reaktionen der Zuhörer war deutlich erkennbar, dass Humor sehr wohl zu Musik passt, wenngleich es auch keine allgemeingültige Formel dafür geben kann, was wirklich lustig ist. Befreiend ist in jedem Fall, wenn Erwartungen durchkreuzt und Bekanntes kräftig durcheinandergewirbelt wird. Und hierbei hat das Martin Keller Quintett eine eigene Nische gefunden.

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