Lörrach Abstürze und Höhenflüge

Veronika Zettler
Anne Ehmke mit Hary de Ville (l.) und Martin Hess. Im Hintergrund Vaclav Spirit. Foto: Veronika Zettler

Songs und Erinnerungen von Billie Holiday mit „Lady Sings The Blues“ im Nellie Nashorn.

Lörrach - Mit einem sehenswerten Programm wartet das Nellie Nashorn zwischen Weihnachten und Neujahr auf. Das Musiktheater „Lady Sings The Blues“ ist eine anrührende Hommage an Billie Holiday - mit einer wunderbaren Anne Ehmke in der Hauptrolle.

Als Billie Holiday 1959 im Alter von 44 Jahren an Leberzirrhose starb, hatte sie bereits alles vorweggenommen, was Jahre später die Pfeiler jeder veritablen Rockmusiker-Biografie werden sollten. In ihren Memoiren beschreibt die Jazzsängerin Stationen in Bordellen, Gefängnissen und Drogensümpfen. Rassismus und Niedertracht weiter Teile der weißen Gesellschaft gegenüber der schwarzen Bevölkerung waren ihr in allen Formen begegnet. Gleichzeitig blickte „Lady Day“ auf eine Karriere voller Höhenflüge und Abstürze, Pleiten und Skandalgeschichten. „Ohne ihre Musik wäre sie vermutlich keine 20 Jahre alt geworden“, meint die Sängerin Anne Ehmke, die in „Lady Sings The Blues“ eine respektvolle Annäherung an Billie unternimmt.

Stück über die schillernde Jazzikone

Regie führt Vaclav Spirit. Schon länger hegte der Theatermann den Wunsch, ein Stück über die schillernde Jazzikone zu realisieren. Die passende Grundlage fand er in Ulrich Grebs Musiktheaterstück „Lady Sings The Blues“, das auf Billie Holidays gleichnamiger Autobiografie basiert.

Fehlten nur noch geeignete Musiker. Mit dem Gitarristen und Sänger Hary de Ville und dem Bassisten Martin Hess konnte Anne Ehmke zwei so versierte wie passionierte Jazz- und Bluesspieler ins Boot holen. „Wir kennen uns seit 40 Jahren, haben gelegentlich Gigs zusammen gespielt“, erklärt de Ville. Dass es nun erstmals zu einer gemeinsamen Produktion kommt, freut alle Beteiligten sichtlich.

Auch das Nellie unterstützt das Stück, zumal es „etwas ganz Besonders ist“, wie Geschäftsführer Patrick Dengel betont. Gespielt wird in der Kneipe. Mithilfe einiger dekorativer Änderungen soll dort ein Hauch nostalgischer Nachtclubatmosphäre herrschen. Fest steht schon jetzt: Es wird eng werden im Nellie. Und intensiv.

Wechsel von Monologen und Live-Musik

Denn das Stück führt im Wechsel von schauspielerischen Monologen und Live-Musik immer wieder an die Abgründe einer durchaus widersprüchlichen Persönlichkeit. Wobei Billies schwarzer Humor nicht zu kurz kommt. „Es ist faszinierend, wie sie mit den Dingen umging“, sagt Vaclav Spirit. Die Vorlage von Ulrich Greb hat er kräftig gestrafft: „90 Minuten sind eine optimale Länge“, meint er. Derweil tauschte Anne Ehmke einige der vorgesehenen Songs gegen andere, teils weniger bekannte, dafür umso besser zum Text passende Billie-Nummern aus.

Kopieren wird Anne Ehmke die 1915 in Baltimore geborene Sängerin nicht. „Ich singe die Lieder auf meine Art“, sagt sie. Wichtig sei ihr, dass die Songs „vom persönlichen Gefühl her sitzen“ – schließlich war Billies Markenzeichen gerade die Fähigkeit, ihren ureigenen Schmerz in ihre Stimme zu legen. Ehmke verzichtet daher etwa auf den berühmten Titel „Strange Fruit“. Der erzählt von den unzähligen gelynchten Schwarzen zu Zeiten der Sklaverei wie auch noch später, und deren Leichen wie „seltsame Früchte“ an den Bäumen hingen. Bilder, die der heutigen Lebenswirklichkeit glücklicherweise fremd sind.

  • Aufführungen am 27., 28., 29. und 30. Dezember, jeweils 20 Uhr sowie am 31. Dezember um 18 Uhr.

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