Von Gabriele Hauger
Schule: Zwischenbilanz zu gemeinsamen Inklusionsklassen im Grundschulbereich
Von Gabriele Hauger
„Herzlich willkommen“ steht in bunten Buchstaben am Eingang. Seit drei Jahren gibt es in der Wallbrunnstraße Inklusionsklassen im Grundschulbereich, die von der Karl-Rolfus-Schule und der Freien Evangelischen Schule verantwortet werden. In den freundlichen Räumen wird gemeinsam gelernt, gelacht und gespielt. Nächstes Schuljahr soll eine neue Klasse eingerichtet werden. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Lörrach. „Uns ist wichtig, dass unser Kind lernt, dass alle Menschen besonders sind.“ Ein schöner Satz, der auf Postkarten gedruckt Werbung für das Schulangebot machen soll. Denn trotz des Erfolgs der beiden bisher bestehenden gemischten Klassen aus behinderten und nicht-behinderten Kindern, kam für das aktuelle Schuljahr mangels Nachfrage keine Inklusionsklasse zusammen. Das soll anders werden. Darum nutzten FES-Grundschulleiter Nathanael Pantli und die Schulleiterin der Außenstelle Lörrach, Sonja Benz-Peiszan, beim Pressegespräch die Gelegenheit, Vorurteile abzubauen. Und wer könnte dies besser als die Eltern?
Niklas Engler, Vater der mehrfach behinderten Fanny, zeigte sich voll des Lobes über die Schulform. Auch er hatte zunächst Bedenken: Kommt Fanny auch nicht zu kurz? Drängen sich die gesunden Kinder vielleicht zu sehr in den Vordergrund?. Im Gegenteil. Seine Tochter liebt die Schule, erzählt er. Und inzwischen wurden sogar Listen angelegt, welcher der Mitschüler den Rollstuhl des Mädchens schieben darf.
Auch für die gesunden Kinder sieht er nur Vorteile: „Die haben hier geballte Fachkompetenz, kleine Klassen und lernen vor allem soziale Kompetenz.“ Dies sei – das erlebt er täglich in seinem Beruf – später enorm hilfreich.
Jeannie Weippert, Mutter von fünf Kindern, hat ihre gesunden achtjährigen Zwillinge Tibo und Jedda in einer Inklusionsklasse angemeldet – und ist begeistert. „Die erzählen jeden Tag, wie toll das ist. Und beim Geburtstag werden ganz klar auch die behinderten Mitschüler eingeladen.“ Emotional berührend findet sie, welch differenzierte Gedanken sich ihre Kinder machen: „Als sie ihre Adventsschokolade gegessen haben, wollten sie sofort wissen: Wie kann denn Fanny Schoggi essen? Für sie müssen wir die Schokolade schmelzen. Da hatte ich fast Tränen in den Augen“, so die Mutter.
Beide Elternteile sind sich einig: In Inklusionsklassen profitieren beide Seiten.
Dass jedoch Vorurteile – meist aus dem Bauch heraus – bestehen, gerade bei Eltern gesunder Kinder, ist aber auch Nathanael Pantli klar. „Gemeinsamer Unterricht – dieser Begriff fasst für mich die Philosophie besser als Inklusion.“ Und: „Wir tun damit allen Kinder etwas Gutes.“ Die Schulleistungen der gesunden Kinder seien in solch gemischten Klassen (angestrebt ist ein Verhältnis 15:5) völlig gleichwertig, will er Bedenken zerstreuen. Er hofft auf mehr aufgeschlossene Eltern, die die Vorteile dieses Schulangebots zu schätzen wüssten. Und Sonja Benz-Peiszan ergänzt: „Die ganz verschiedenen Lernmotivationen der Kinder sind bereichernd für alle. Und die Erfahrung: Jeder kann etwas zur Gemeinschaft beitragen.“ 24. Februar, 18 Uhr: Info-Abend; 6. März, 13 bis 17 Uhr: Tag der offenen Tür in der Karl-Rolfus-Schule