Lörrach Alle willkommen und alles gratis

Manfred Herbertz

Soziales: Offizielle Eröffnung des „Café Kreuzweg“ steht kurz bevor / Aufenthalt ohne Konsumzwang / Ehrenamtliche sorgen für den Betrieb / Hilfestellung für Randgruppen

Lörrach -  Es ist in seiner Art einzigartig: das Projekt in der Teichstraße 24 in Lörrach. Das Gratiscafé ist so wohl kein zweites Mal in Deutschland zu finden (wir berichteten). Das „Café Kreuzweg“ steht kurz vor seiner coronabedingt um ein Jahr späteren offiziellen Eröffnung.

"Es ist das einzige Gratiscafé für alle Bevölkerungsgruppen“, sagt Initiator Robert „Robby“ Horvath, wobei er mit Nachdruck die Betonung auf „Gratiscafé für alle“ legt.

Das soziale Konzept des Café Kreuzweg“

„Jeder ist hier willkommen, ob Arbeitsloser, ob Banker oder Angestellter, ob Hausfrau oder der Mensch, der auf der Straße lebt. Unser Ziel ist, dass hier jeder gleich guten Kaffee und gleich gutes Essen bekommt, und das umsonst“. Außerdem soll sich das Café zu einem sozio-kulturellen Zentrum für die Region Lörrach entwickeln.

Der Gastraum ist fast fertig eingerichtet und eine Mischung zwischen englischem Pub und Kulturcafé. Er strahlt Wertigkeit aus. „Das Projekt funktioniert nicht wie eine Suppenküche, sondern wir sind wirklich ein Gratisrestaurant und kein Zahl-was-du-willst-Lokal“, betont Horvath. Das Erdgeschoss wird multifunktional genutzt. Abends soll Live-Musik angeboten werden.

Zielgruppen sind vor allem Randgruppen, gesellschaftlich Benachteiligte und Personen, die unter sozialer Vereinsamung leiden. Diesen Menschen soll eine Plattform gegeben werden, sich ohne Konsumzwang im Café aufzuhalten, ins Gespräch zu kommen, andere Leute kennenzulernen und sich zu vernetzen.

Wie funktioniert dieses neue Konzept?

Das Projekt, das von dem gemeinnützigen „Verein Kreuzweg“ betrieben wird, ruht auf mehreren Säulen, erläutert Robert Horvath, der zusammen mit Nikola Malenica 2018 das Gebäude gekauft hat, und es dem Verein für 25 Jahre mietfrei zur Verfügung stellt. Mit viel Aufwand wurde das Gebäude renoviert. Mit einem Spendenmarathon, bei dem stattliche 52 000 Euro zusammenkamen, trägt die Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ unter dem Dach unserer Zeitung maßgeblich zur Finanzierung des Projekts bei.

„So etwas war schon viele Jahre unser Traum“, erklärt Horvath. Der Verein muss dauerhaft nur für die Nebenkosten aufkommen, die über Spenden und Zuschüsse finanziert werden.

Es entstehen auch keine Personalkosten, denn der Betrieb wird von Ehrenamtlichen geführt. Karin Stauß, die die Gastronomie und Hauswirtschaft im Café verantwortlich betreut, ist für fünf Jahre mit einer 60 Prozentstelle angestellt. Die Kosten hierfür übernimmt die „Aktion Mensch“, was Horvath als ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für das Projekt bezeichnet.

Ehrenamtliche Teams aus verschiedenen Kirchengemeinden oder Privatpersonen werden den Cafébetrieb übernehmen. Die Ehrenamtlichen werden vorher geschult und so auf ihren Einsatz vorbereitet.

Die dritte Säule ist, dass das Café keine Kosten für Getränke und Nahrungsmittel hat und diese deshalb auch gratis abgeben kann. Dank großzügiger Lebensmittelspenden ist dies möglich.

Plattform für jugendliche Nachwuchsbands

Das Café Kreuzweg soll darüber hinaus als Plattform für musikalische Live-Auftritte dienen. Auch jugendliche Nachwuchsbands sollen die Möglichkeit bekommen, dort aufzutreten. Es sollen Musiker gewonnen werden, die einmal im Monat oder alle zwei Monate ohne Gage im Café auftreten.

Außerdem gibt es im Keller des Hauses einen Bandproberaum und Tonstudio, der den Musikern des Vereins und jugendlichen Nachwuchsbands gratis die Möglichkeit einräumt, dort regelmäßig zu üben.

Raum für Kunst und Kunsttherapie

Aber nicht nur Musik wird eine Rolle spielen. Auch der gestaltenden Kunst wird Raum gegeben. Es sollen regelmäßig kleine Ausstellungen veranstaltet werden, und für Besucher wird es kunsttherapeutische Angebote geben, da dem Verein zwei Kunsttherapeutinnen angehören.

Ziel: nicht mehr wegzudenkende Institution

Die Einrichtung insgesamt soll laut Horvath zu einer nicht mehr wegzudenkenden sozio-kulturellen Institution in der Region werden. Dabei geht es nicht nur um Essen und Trinken, sondern auch um zwischenmenschliche Kontakte und um Hilfestellung bei Problemen. „Es ist eine nachhaltige Bereicherung für das kulturelle und soziale Leben in der Stadt“.

Eröffnet werden soll das Café am Wochenende, 11./12. Juni, sofern es die Coronapandemie zulässt. Es ist geplant, das Café zunächst mindestens zweimal pro Woche abends ab 19 Uhr zu öffnen, später von Montag bis Freitag.

Schon jetzt gibt es aber an zwei Tagen in der Woche, dienstags und freitags von 15 bis 17 Uhr, Gratis-Essen, das Bedürftige abholen können. Etwa 30 Mahlzeiten werden täglich ausgegeben, wie Karin Stauß berichtet.

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