Lörrach „Alles ferngesteuert“

Die Oberbadische
Zwei Stunden Bühnendominanz im Nellie Nashorn: Michael Altinger Foto: Markus Greiß Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Michael Altinger kämpft im Nellie Nashorn gegen höllische Verschwörung

Von Markus Greiß

Lörrach. Das ist kein Zufall! Dass der Michael Altinger in seinem bayerischen Heimatdorf „Strunzenöd“ beim Ausparken einen vorbeifahrenden Wagen demoliert, kann nur das Werk der Geheimloge sein, die das Weltgeschehen lenkt. Alexander Dobrindt und Rosi Mittermaier gehören zweifelsfrei dazu – doch der Kopf der Loge ist ein anderer, vertraut der Kabarettist seinem Publikum an, das am Freitagabend zu Altingers Programm „Hell“ ins ausverkaufte Nellie Nashorn gekommen ist. Altinger hat „bis in die dunkelsten Ecken des Darknets“ recherchiert und ihn dort gefunden: einen gewissen Helmut Lux, der die Menschheit mit Erfindungen wie der Gabione („mit Kieselsteinen gefüllte Gitterkäfige“), dem Stand-up-Paddling („da trainierst du alles“) und dem grünen Smoothie („wird in China aus Kompostabfällen hergestellt“) piesackt.

Ob das Handy auch auf ihn zurückgeht, ist nicht überliefert. Das hat im Theater eigentlich nichts verloren, begleitet Altinger aber auf Schritt und Tritt, weil er auf einen dringenden Anruf vom Wimberger Flo wartet, seinem Versicherungsvertreter. Wegen dem Unfall halt, den er mit einem „Höchstmaß an Aufrichtigkeit“ regeln möchte.

Aus dem einen Anruf werden rund zehn, die den unglücklichen Unfallfahrer in ein Wechselbad der Gefühle stürzen. „Jetz isses so“, weiht Altinger seine Zuhörer jedes Mal in die nächste Katastrophenmeldung ein: Der andere Wagen ist ein Maserati, die Reparatur dauert Wochen, der Fahrer bekommt einen Ferrari als Leihwagen und der eigene Wagen ist völlig hinüber. Vielleicht hätten sich er und sein Unfallgegner nach der Kollision doch nicht verbrüdern und sein armes Auto aus Gaudi steinigen sollen. „Wie konnte es in München am hellichten Tag zu einer Steinlawine kommen?“ Diese und andere Fragen vom Wimberger Flo treiben dem Altinger Michael mehrfach die Tränen in die Augen. Das mit der Aufrichtigkeit wird immer schwieriger...

Da hilft dem Gequälten nur Ablenkung – und so präsentiert Altinger zwischen den Handysequenzen mit seiner „Einmann-Band“ Martin Julius Faber ein temporeiches, mitunter sprunghaftes Programm aus Songs und Späßen. Darin nimmt er Tatooträger auf den Arm, besingt Fitnesskult und Aperol-Spritz-Tussis, gibt mehrere Tanzeinlagen und hat mit seinem sinnfreien „Lied für zwischendurch“ die Lacher auf seiner Seite.

Schließlich lehnt er sich auf gegen sein Schicksal, spannt Musiker Martin als Zeuge für seine alternativen Unfallfakten ein – und muss sich am Ende doch gegen die Geheimloge geschlagen geben.

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