Lörrach Alles unter (Daten)kontrolle

Die Oberbadische
Sascha Lobo im Gespräch mit Gästen Foto: Denis Bozbag Foto: Die Oberbadische

Werkraum: Sascha Lobo über Herausforderungen und Gefahren der digitalen Welt

Wie stark verändert der digitale Wandel unser Handeln? Welche Gefahren birgt eine Welt der schnellen, in Echtzeit ablaufenden Datenströme und wie gut sind wir gewappnet, um mit diesen verantwortungsvoll umzugehen? Diesen Fragen ging Sascha Lobo, Buchautor und Mitinitiator der europäischen digitalen Menschenrechtscharta, in seinem Vortrag am Montagabend im Werkaum Schöpflin nach.

Von Denis Bozbag

Lörrach. Der Vortrag bildete den Auftakt zur Veranstaltungsreihe mit dem Thema „Maschine macht Mensch“.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das auch in Zeiten zunehmender Mobilität und medialer Reizüberflutung nach technischen, das Leben leichter machenden Lösungen sucht. Dass der digitale Wandel radikaler und umfassender voranschreitet, als gemeinhin angenommen, veranschaulicht Lobo in seinem Vortrag mit anschließender Diskussion auf eindringliche Weise. Dazu spannt er einen großen Bogen rund um die Digitalisierung sowie deren Auswüchse und Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Beispiele, die Lobo anführt, dürften für die Zuhörer ebenso unterhaltsam wie beängstigend gewesen sein.

So berichtet er von der Entwicklung einer App für Arbeitgeber in der Baubranche: Dabei filmen Kameras Mitarbeiter während der Arbeit, anschließend werden anhand der Bilddaten die handwerklichen Bewegungen hinsichtlich ihrer Effizienz ausgewertet. Die Informationen sollen bei der Einschätzung helfen, wie produktiv der Bauarbeiter ans Werk geht.

Zunehmend Effizienzgedanken verfallend, begeben sich große Konzerne laut Lobo immer mehr in eine legale Grauzone von digitalen Überwachungsmaßnamen – auch um Privates über Mitarbeiter und potenzielle Kunden zu erfahren, sagt er.

Längst lasse sich aus den öffentlich abrufbaren Facebook-Daten einer Person ablesen, wie sehr sie Alkohol oder Drogen zugeneigt ist, erläutert Lobo. Eine neue App könne aus Stimmaufnahmen erkennen, ob der Sprecher unter Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten leidet.

Unternehmen in ihrem Wunsch nach Kontrolle Grenzen zu setzen und sie für ihr Handeln in die Verantwortung zu nehmen, sei auch ein zentraler Punkt der Menschenrechtscharta, sagte Lobo. So wie die Frage, ob man das neue Beziehungsgeflecht zwischen Mensch und Maschine auf eine rechtlich verbindliche Grundlage in der EU stellen kann.

Auch die sozialen Medien hinterfragt Lobo kritisch. Gerade in ihrer Rolle als Informationsmultiplikator und Verstärker von emotional hochgekochten Politikdebatten beeinträchtigten sie unser Urteilsvermögen.

Nicht mehr die Fakten seien maßgeblich, sondern vielmehr die gefühlte Realität einer immer mehr in politische Stämme gespaltenen Gesellschaft, wie es in den USA zu beobachten sei. Facebook habe lange Zeit diese Begleiterscheinung der kommunikativen Vernetzung selbst nicht erkannt.

„Wie kann man nun diesen Spitzen und Stacheln der Digitalisierung richtig begegnen?“ fragt Lobo und antwortet, dass das richtige Rüstzeug dafür ein gesetzliches Regelwerk sowie eine schulische digitale Erziehung seien.

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