Die Seniorin aus dem Erdgeschoss (oder gleich die ganze Senioren-WG) hütet mal das Kind der alleinerziehenden Mutter, der Student gibt Nachhilfeunterricht oder pflegt den Gemeinschaftsgarten, dafür bekommt er öfter mal ein warmes Abendessen mit Gemüse aus demselben. Und regelmäßig treffen sich alle Bewohner im Gemeinschaftsraum zum Kaffeekränzchen, Spiele- oder Kochabend. Wer was wann macht, ob es überhaupt feste Vereinbarungen gibt, wird von Haus zu Haus unterschiedlich gehandhabt. „Zeigen, dass es das gibt“ (Kerstin Müller) und „zeigen, was es schon gibt“ (Irena Rietz), das war erklärtes Ziel der Arbeitsgruppe, die sich mit Mehrgenerationenhäusern und mit Bauen im Kollektiv wie Genossenschaft, Mietshäusersyndikat, Baugruppe und Bauverein befasste. Und so haben die Mitwirkenden vor allem eines getan: Beispiele gesucht und anschaulich aufbereitet. Als sie die Ergebnisse beim „Zukunftstag“ präsentierten, war die Resonanz beachtlich. „Wir hatten hinterher zwei volle DIN A4-Listen mit Interessenten“, sagt die Architektin Kerstin Müller. Machbare Lösungen gefragt Mancher könnte sich demnach das Leben im Mehrgenerationenhaus vorstellen. Und das nicht unbedingt erst in einem Alter, in dem die Alternative Seniorenheim hieße. „Es gibt ja viele, die nicht so in der klassischen Familienstruktur leben“, erklärt Kerstin Müller, „zum Beispiel Alleinstehende, Alleinerziehende oder Patchwork-Familien“. Irena Rietz ergänzt: „Wir brauchen geeigneten Wohnraum für Menschen mit besonderem Bedarf“. Beim Mehrgenerationenwohnen geht es also weniger um sozialutopische (schon gar nicht um kommunardische) Ziele, sondern vielmehr um pragmatische Lösungen.