Lörrach Anderen helfen und Hilfe erhalten

Die Oberbadische
Das Foto zeigt (v. l.) Christa Birk, Gabi Vögtlin (Vereinsgründerin und Vorsitzende) und Luitgard Ehmsen. Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Soziales: Verein „Zeitbank plus“ organisiert Nachbarschaftshilfe / Schon 134 Mitglieder

Der Verein „Zeitbank plus“ organisiert Nachbarschaftshilfe nach einem einfachen Prinzip: Wer anderen im Alltag hilft, bekommt die Stunden auf einem Zeitkonto gut geschrieben und kann dafür die Hilfe anderer in Anspruch nehmen.

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Seit Gabi Vögtlin aus Hauingen den Verein im September 2015 gründete, haben sich bereits 134 Frauen und Männer angeschlossen. Das Netzwerk hilft auch Senioren, selbstständig in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Gabi Vögtlin, Luitgard Ehmsen und Christa Birk erläuterten im Gespräch mit unserer Zeitung, was „Zeitbank plus“ für sie bedeutet.

Als Luitgard Ehmsen im vergangenen Sommer in ihrem Garten stürzte und wegen einer Knieverletzung ins Krankenhaus musste, war für alles gesorgt. Einen Putzdienst für ihre Wohnung und einen Pflegedienst für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt organisierte sie über ihre Versicherung.

Zusätzlich goss ein Mann von „Zeitbank plus“ die Pflanzen im Garten, andere Mitglieder leerten den Briefkasten, kauften ein und fütterten ihre Schildkröte. Seit dem Tod ihres Mannes lebt die lebhafte Dame alleine in der Wohnung mit dem großen Garten und ist froh, wenn sie sich über den Verein Hilfe holen kann.

Sie selbst hat schon mit Kindern Kürbisse geschnitzt. Sie bietet Kompostberatung an und kann Kleidungsstücke ändern. Als beim Sommerfest und bei der Weihnachtsfeier des Vereins gesungen wurde, spielte sie dazu Klavier: „Hier habe ich meine künstlerische Ader wieder herausgeholt.“

„Ich habe schon immer gerne geholfen.“ So erklärt Gabi Vögtlin, verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder, warum sie den Verein „Zeitbank plus“ mit anderen Frauen und Männern gegründet hat. Als Kind habe sie selbst Nachbarschaftshilfe kennengelernt, erzählt sie.

Wenn ihre berufstätige Mutter arbeiten war, konnte sie bei Nachbarsfamilien Hausaufgaben machen und zu Abend essen. Nach ihrer Arbeit half die Mutter ihrerseits den Nachbarn.

Vor allem Frauen im Alter ab 50 Jahren machen bei „Zeitbank plus“ mit. Aber auch Männer sind dabei, ebenso eine Familie und alleinerziehende Mütter.

Im Jahr 2017 leisteten sie 500 Stunden gegenseitiger Hilfe. Am häufigsten gefragt waren Fahrdienste (195 Stunden) und die Mithilfe im Haushalt, etwa Putzarbeiten (170 Stunden). Außerdem erledigen Mitglieder für andere Garten- und handwerkliche Arbeiten. Sie helfen bei der Bedienung von Technik, etwa bei PC-Problemen.

Auch wer älter sei, könne vielleicht noch einen Kuchen backen, als Ersatzoma Kinder hüten oder einem anderen Menschen einfach Zeit schenken, indem er ihn vielleicht auf einen Kaffee besuche, sagt Gabi Vögtlin: „Jeder tut, was er gerne macht.“ Sie sei manchmal zweimal pro Woche im Einsatz, dann wieder ein paar Wochen gar nicht, erzählt Christa Birk.

Auch die Monatstreffs des Vereins in den Räumen der Kunz-Stiftung in Hauingen, Feste, Ausflüge und andere gesellige Aktivitäten sorgen für Lebensqualität. Regelmäßige Dienste, etwa das Putzen der Wohnung, oder gar die Pflege eines Menschen übernehmen die Mitglieder der Zeitbank jedoch nicht.

Gabi Vögtlin koordiniert die Anfragen und Angebote. Auch über das Internet können die Mitglieder Hilfe anbieten oder suchen. Wer sich das nicht zutraut, kann sich dabei von einem Paten unterstützen lassen.

Das Prinzip ist einfach: Wer anderen hilft, bekommt die Stunden auf seinem Zeitkonto gut geschrieben. Im Gegenzug kann er sich von anderen Mitgliedern Hilfe holen.

Der Verein gehört dem Freiburger Netzwerk „SPES“ an, das neue Modelle des Zusammenlebens erprobt.   Kontakt: ZEITBANKplus – Lörrach, Oscar-Gretherstraße15, 79539 Lörrach, Tel. 07621/495 75, E-Mail: g.voegtlin@outlook.de, www.zeitbankplus.de

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