Lörrach Androgyner Stimm-Künstler

Gabriele Hauger

Stimmen-Festival: Nakhane liefert emotionales Konzert .  Anais zum Auftakt.

Lörrach - Sein Auftritt ist fast theatralisch, die Atmosphäre von der ersten Sekunde an sphärisch: Der androgyne Sänger Nakhane aus Südafrika lieferte am Donnerstagabend einen denkwürdigen Auftritt beim Stimmen-Festival im Rosenfelspark. Dieser war zwar nur halb gefüllt, die, die kamen, feierten den vielschichtigen Künstler begeistert und wiegten sich schnell zu seinen zuweilen fast tranceartigen Sounds.

Dass Nakhane Schriftsteller, aber auch Schauspieler ist, beweist seine bemerkenswerte Bühnenpräsenz. Die Gestik – eine Mischung aus Freddy Mercury und Diva – die tänzerischen Bewegungen zwischen lasziv und geschmeidig oszillierend, ist er in seinem rosa Anzug mit weiten Hosenbeinen, darunter einen roten Rollkragenpulli (Chapeau bei diesen Tropen-Temperaturen!) ein echter Hingucker.

Nakhane hat eine interessante Biografie. Als bekennender Homosexueller und Angehöriger der Xhosa hat er einen Wandel vom gläubigen Christen zum freigeistigen Kämpfer für sexuelle Selbstbestimmung vollzogen. In kurzen Sätzen und Bemerkungen erzählt er davon. Noch mehr jedoch erfährt der Zuhörer von diesem Mann und seiner Seele, wenn er sich auf dessen Musik einlässt. Zwischen Neo Soul und Pop angesiedelt, blitzen immer wieder Gospel-Elemente auf, schleichen sich afrikanische Anklänge in den eleganten Elektro-Sound. Das Mittel, sich mantrartig wiederholender Melodiefolgen versetzt das Publikum in eine ganz besonder Stimmung. Begleitet wird Nakhane, der selbst Gitarre und Keyboard spielt, nur von Sänger- und Keyboarderin sowie Drummer.

Die Texte des in England lebenden Südafrikaners spiegeln seine Vita wider, greifen das Thema Depression auf („The Fog“), nehmen Bezug zu seiner religiös geprägten Kindheit. Da klingen in „Clairvoyant“ Glockenschläge an, und die Lichtregie unterstreicht mittels Bühnenstrahler die dann fast sakrale Stimmung. Er schreibt aber auch Songs für Menschen, die nach einer besseren Zukunft suchen.

Über all dem schwebt die faszinierende Stimme des Sängers. Hauchend in silbrigen Höhen, in einem Falsett, dass an Jimmy Sommerville erinnert, dann wieder tief und warm, fast beschwörend prägt sie sich unlöschbar ein. Spannend, wenn er eine Version von Seals „Killer“ interpretiert. Natürlich spielt er auch „You Will Not Die“, den titelgebenden Song seines neuesten Albums mit Klavierakkorden, Synthesizer-Streichern und Zeilen wie „You sent me away“, die neben dem ansonsten immer wieder sehr tanzbaren Rhythmus eine tiefe Verletzlichkeit preisgeben. Berührend auch seine letzte Zugabe, solo, innig, hingegeben.

In einem Interview sprach der Sänger einmal davon, er mache „Gospel für die Gefallenen“. Er selbst ist trotz vieler Brüche und Verletzungen stets aufgestanden. Und packt seinen Ruf nach individueller Freiheit in seine faszinierende Musik.

In den Abend eingeführt hat die Sängerin Anais. Sympathisch agierend, auch sie mit einer enormen stimmlichen Bandbreite, hat sie etwas zu sagen. Am Keyboard sitzend, nur von ihrem Gitarristen begleitet, sind ihre Songs Appelle an Freiheit und Gerechtigkeit. „Manchmal müssen wir aufstehen für das, an das wir glauben“, sagt sie ans Publikum gewandt und beschwört in ihren Songs Mut und Zuversicht („we gonna fly“). Eine warme, facettenreiche Stimme, die zuweilen Kate Bush zu zitieren scheint, die aber auch warm und wiegend einlullen kann.

Über ein tanzendes Publikum hätte sich die Musikerin bei den wiegenden Melodien gefreut. Ihr selbst blieb das verletzungsbedingt verwehrt.

Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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