Das Projekt an sich ist atemberaubend. Am Rand der Stadt versuchen Menschen mit wenigen Mitteln die Natur zurückzugewinnen, etwas zu bewegen.
Ich bin begeistert, endlich anpacken und etwas bewegen zu können, ich bin für einen Moment ein Teil von ihnen. Ich pflanze meinen ersten Baum, es ist ein Mangobaum, und bin erstaunt über das Projekt.
Krasse Gegensätze prallen aufeinander, Arm und Reich, Naturschutz und dennoch ein vergifteter Fluss. Wenige Stunden nachdem das Projekt beendet ist, schütten die Helfer die Farbreste in den Fluss. Für mich als junger Deutscher nicht zu begreifen, geradezu unverständlich. Eine Erklärung, warum dies so ist, scheint ebenso schwierig wie die Beseitigung des Mülls.
Doch generell fehlt einfach das Verständnis für dieses aus unserer Sicht gravierende Problem. Es ist ein gewisser Luxus, den wir Mitteleuropäer genießen, uns über diese Probleme Gedanken zu machen. Plastik überall, an jeder Straßenecke ein erschreckendes Bild neben der Schönheit der Natur in Costa Rica.
Manche wollen und andere können es nicht verändern, denn wenn ihr Kind zuhause krank im Bett liegt, gibt es andere Prioritäten als die Natur nebenan zu schützen.
Ich sehe das Land mit anderen Augen und lerne es auch auf eine gewisse Art und Weise anders kennen, als die normalen Touristen. Ich spüre das pulsierende Leben jeden Tag – die Musik und die Leichtigkeit des Lebens in den Gassen und im Herzen der Menschen.
„Pura Vita“ ist der Begriff für „einfach Leben“, das bunte Leben, die Leichtigkeit und die „ich komme morgen“-Mentalität“. Unglaubliche Hilfsbereitschaft der Menschen, und dennoch eine Ahnungslosigkeit, und sie zeigen in jede Himmelsrichtung, wenn ich nach dem Weg frage.
Meine Zeit hier in San José ist geprägt von Arbeit im Garten meiner Gastmutter, Orangen pflücken, Toilette reparieren, und der Ungewissheit welches Projekt ich für ein Jahr (er)leben werden. Das ist auch „Pura Vita“.
Die Zeit vergeht hier anders als in meinem alten Alltag, eine Erklärung könnte sein, dass die Nacht schlagartig hereinbricht und es bereits um 18 Uhr dunkle Nacht ist. Der Morgen hingegen beginnt bereits um 5.30 Uhr.
Land und Leute werde ich noch intensiver kennenlernen und die nächste Zeit mit spanisch lernen verbringen.
Ab der nächsten Woche befinde ich mich in einem Dorf von Indianern, einige Tage, Wochen oder für immer? Ich freue mich bereits darauf, den Lesern des Spunk-Magazins von meinen weiteren Eindrücken in diesem fremden und weit von der Heimat entfernten Land zu berichten.