Die Befürworter
In den Fraktionsstellungnahmen bezeichnete Gerd Wernthaler die Umbenennung als „unumgänglich“, da eine Straßenbenennung eine Ehrung einer Person sei. Beim organisatorischen Aufwand für die Anwohner solle die Stadt unterstützend entlasten. „Die Umbenennung gebietet die Achtung vor den Opfern der Zwangssterilisation“, unterstrich auch Christa Rufer (SPD). „Wenig glücklich“ sei sie über die Nähe der Straßen „Sonnenweg“ und „Sonnenrain“, da dies für Verwirrung sorge. Der Aufwand für die Bürger sei aber vertretbar. SPD-Fraktionschef Hubert Bernnat unterstrich die Notwendigkeit der Umbenennung, da mit den begangenen und persönlich zuzuordnenden Verbrechen eine rote Linie überschritten worden sei. „Keller hat sich aus niedrigen Motiven an der Zwangssterilisation beteiligt.“
„Eine Umbenennung ist unumgänglich“, meinte auch Matthias Koesler, der sich aber einen politischeren Namen als „Sonnenweg“ gewünscht hätte.
Noch mit Enthaltung
Pit Höfler (CDU) machte zwar klar, dass Carl Keller kein Straßenschild verdient. Doch nach Gesprächen mit Anwohnern führte sie auch den immensen Aufwand für die Betroffenen bei einer Umbenennung ins Feld. „Erinnerungskultur ist auch Negatives“, kann sie sich eine Beibehaltung des Namens mit einem Zusatzschild vorstellen. Ähnlich positionierte sich Matthias Lindemer (Freie Wähler). Die Verbrechen von Keller seien belegt und schrecklich. Schwierigkeiten und Mühe habe er in Zeiten von Verwaltungs-Personalmangel mit einer Umbenennung, da dies viel Arbeit mit sich bringe.
Kritik wird zurückgewiesen
Als nicht notwendig sieht Fachbereichsleiter Lars Frick an, nun alle Lörracher Straßennamen detailliert zu prüfen, wie von Rufer vorgeschlagen. Ein erster Überblick habe keine Verdachtsfälle zu Tage gefördert.
Den Vorwurf, dass schon jetzt alles beschlossen sei, wies Frick zudem zurück. Die Verwaltung habe eine Position, aber die Entscheidung treffe noch der Gemeinderat.
Einigkeit bei Verwaltung und Politik herrschte nicht nur hinsichtlich der Unterstützung der Anlieger bei dem administrativen Aufwand. Auch soll dem Wunsch der Anwohner Rechnung getragen werden, die Straße nicht in „Annemarie-Schier-Weg“ umzubenennen, stattdessen also eine kürzere Bezeichnung zu wählen. Der Kinderärztin, die sich gegen die NS-Herrschaft stellte, soll bei einer neuen Straße gedacht werden.